64 Städte aus 44 Ländern wurden von der Unesco neu in die Liste der Creative Cities aufgenommen. Warum ist das für uns interessant? 8 der 64 Städte wurden ausgezeichnet, weil in ihrem Stadtprofil die „Literatur“ größte kulturelle Bedeutung hat und in die jeweilige nachhaltige Stadtentwicklung eingebunden ist. Die neuen literarischen Hotspots sind:
- Bucheon (Südkorea)
- Durban (Südafrika)
- Lillehammer (Norwegen)
- Manchester (Vereinigtes Königreich Großbritannien und Nordirland)
- Mailand (Italien)
- Québec City (Kanada)
- Seattle (Vereinigte Staaten von Amerika)
- Utrecht (Niederlande)
Insgesamt gibt es damit weltweit 27 Städte, die sich mit dem Prestigetitel eines literarischen Kulturträgers schmücken können. Deutsche Stadt der Literatur ist schon seit 2014 Heidelberg.
In den ausgezeichneten Städten wird nicht nur das literarische Erbe gehegt, sondern Literatur prägt den städtischen Alltag. Veranstaltungen und Literaturfestivals spielen eine ebenso große Rolle wie die Pflege von Antiquariaten, Bibliotheken und dem Buchhandel und die Unterstützung der literarischen Szene, sprich von Autoren, Übersetzern und Verlagen. Es lohnt sich im Detail zu schauen, was die einzelnen Titelträger besonders macht:
Manchester beispielsweise beherbergt die älteste britische Bibliothek. Utrechts literarische Geschichte begann von 1300 Jahren. Frühmittelalterliche Schriften und das erste gedruckte Buch der Nordniederlande sind in der ältesten öffentliche Bibliothek zu finden – und gleichzeitig ist die Studentenstadt geprägt von Literaturfestivals aller Art.
Quebec ist als Wiege der französischsprachigen Kultur in Nordamerika tatsächlich die erste französischsprachige Stadt, die ausgezeichnet wurde. In Quebec leben zur Zeit 200 Autoren. Die Université Laval ist einer der wenigen Universitäten der Welt, die ein Doktorandenprogramm im kreativen Schreiben anbietet.
Durban ist nach einem intensiven nationalen Auswahlprozess zum besonderen Aushängeschild der südafrikanischen Literatur- und Buchszene geworden. Hier bedeutet die Auszeichnung nicht nur Prestige sondern die Stadt rechnet vor allem mit internationaler Zusammenarbeit und Unterstützung, auch finanzieller Art. Eines der ersten wichtigen Projekte, die dort geplant sind, ist die Alphabetisierung in der Stadt zu verbessern.
Weitere Literaturstädte findet ihr hier: Von Badgad über Barcelona, Edinburg, Reykjavik, Iowa und Melbourne sind viele klingende Namen dabei. Literaturliebhaber könnten ihre Urlaubsreisen danach planen! Ein Projekt?
Gut zu wissen: Neben der Literatur sind Film, Musik, Design, Gastronomie, Medienkunst und Volkskunst Schwerpunktthemen für die Städt,die weltweit zu Unesco-Hochburgen der Kreativität avancieren können. Mit der Auszeichnung geht die Verpflichtung einher, das eigene kreatives Potenzial für die sozio-ökonomischeund kulturelle Entwicklung zu nutzen. Vereint im internationalen Netzwerk, zu dem jetzt 180 Städte in 72 Ländern gehören, sollen die Städte miteinander kooperieren. Die Teilnahme im Netzwerk bringt für die Städte einige Vorteile: Die Kreativwirtschaft wird stärker gefördert. Die Stadt rückt mit der Auszeichnung ins Zentrum des internationalen Interesses. Die Kultur- und Kreativwirtschaft ist heute weltweit eine der wachstumsstärksten Branchen. Der Welthandel mit kreativen Gütern und Dienstleistungen erreichte nach dem letzten Kulturwirtschaftsbericht der Vereinten Nationen im Jahr 2011 den Rekordwert von 624 Milliarden US-Dollar. Damit hat sich der Welthandel seit 2002 mehr als verdoppelt. Gleichzeitig ist Kulturwirtschaft ein entscheidender Faktor für nachhaltige Entwicklung. Der dritte „Creative Economy Report“ aus dem Jahr 2013 analysiert umfassend die sozioökonomische Bedeutung der Kulturbranche. Obgleich sich geographisch, demografisch oder wirtschaftlich unterscheiden, verpflichten sich alle Creative Cities zur Entwicklung und zum Austausch innovativer Best Practices, um die Kreativwirtschaft zu fördern, die Teilnahme am kulturellen Leben zu stärken und die Kultur in eine nachhaltige Stadtentwicklungspolitik zu integrieren. Im Rahmen der Umsetzung der Agenda 2030 der Vereinten Nationen für nachhaltige Entwicklung und der New Urban Agenda bietet das Netzwerk eine Plattform für Städte, um die Rolle der Kultur als Enabler für den Aufbau nachhaltiger Städte zu demonstrieren. Das nächste Jahrestreffen des Creative Cities Network findet im Juni 2018 in Krakau und Katowice (Polen) statt.