Interview mit Tilman Winterling von 54books
litnity: Tilman, du arbeitest als Rechtsanwalt, betreibst mit 54books ein sehr beliebtes Literaturblog, mit 54stories eine Plattform für Prosa und Lyrik, du moderierst, hältst Vorträge… , das klingt nach einem interessanten, arbeits- und abwechslungsreichen Leben. Wie geht es dir damit und was hast du noch so vor?
Tilman: Das klingt immer ein bisschen wilder als es ist.
Tilman: Das meiste verteilt sich ganz gut. 54stories z. B. hatten wir schwerpunktmäßig immer an Weihnachten, die Rezensionen für 54books schreibe ich sowieso nach Lust und Laune – und bin da sehr froh, inzwischen ein großes und kluges Team um mich zu haben. Aber es stimmt natürlich, das ist abwechslungsreich und macht daher auch besonderen Spaß, nicht zuletzt, weil ich beruflich ebenfalls viel mit der Branche zu tun habe.
Perspektivisch würde ich es gerne sehen, dass ich wieder mehr Blogarbeit machen könnte. Das Schreiben von Rezensionen kommt bei mir momentan etwas kurz, aber das ist einfach eine Zeitfrage. Es gefällt mir aber auf lange Sicht sehr gut, dass 54books nun einen Stamm von Autoren hat, die unglaublich viele Facetten abdecken und sich gerade mit Meinungsartikeln stark und streitbar positionieren.
litnity: Welches Buch und/oder die Schreibe welches/r Autoren/in findest du so richtig witzig. Und warum?
Tilman: Witzig ist gar nicht so einfach. Während meines Zivildienstes z.B. habe ich Tommy Jaud gelesen, das fand ich damals witzig, würde ich heute aber nur schlicht als platt bezeichnen. Meine Lektüre muss auch gar nicht witzig sein, um mich zu amüsieren.
litnity: Wenn dein Blog eine Musikgruppe wäre; welche Instrumente spielten da, und was gäbe es zu hören?
Tilman: Wir sind momentan sechs Leute. Das wäre sehr einfach aufzuteilen und würde schaurig schön klingen: Matthias spielt Schweineorgel, Katharina bedient den Kreischgesang, Katrin spielt Bass, Samuel kann ich mir recht gut als Gitarristen vorstellen und Berit dürfte eine sehr solide Drummerin abgeben. Nur was mir da zu tun bleibt, wüsste ich nicht.
litnity: Eine Insel, 5 Bücher
Tilman: Ich habe mal eine Toplist auf dem Blog geführt. Aber man müsste wohl einfach fünf komplexe Werke mitnehmen, für die man vorher keine Zeit hatte. Spontan würde ich sagen:
Der Mann ohne Eigenschaft
Ulysses
Doktor Faustus (Thomas Mann)
Auf der Suche nach der verlorenen Zeit
Die Enden der Parabel
litnity: Eine Insel, keine Bücher
Tilman: Was soll man dann auf der Insel?
litnity: Hast du ein schönes Zitat für uns?
Tilman: „Dichtung ist und bleibt ein, wenn auch höherer, Schwindel. Ich lege Wert darauf, das zum ersten Mal ausgesprochen zu haben. Menschen gestalten, heißt: sie fälschen“, Walter Serner.
Vielen Dank für deine Zeit, Tilman, und viel Erfolg weiterhin!
Willst du weitere Interviews lesen? Simon hat auch Jasmin von Leaf and Literature aus und Hauke Harder vom Leseschatz ausgefragt.