Christian „Flake“ Lorenz ist Keyboarder der Band Rammstein. In einer fan-internen Umfrage zum Thema „Mitgliederattraktivität“ wurde er auf Platz sechs gewählt – bei sechs Musikern ist das ziemlich weit hinten. Er kommentiert das freundlich mit der Feststellung, dass irgendeiner ja der letzte sein muss. Außerdem macht er sich als einziger der Rammsteine nichts aus Yoga, dafür aber eine Menge Gedanken. Ob man ein echter Punk sein kann, obwohl man noch bei seinen Eltern wohnt. Warum es in den 1970er Jahren keine alten Rockstars gab. Und weshalb gutes Essen und finstere Musik so schlecht zusammenpassen.
Flakes Buch „Heute hat die Welt Geburtstag“ liest sich, als hätten Rammstein Helge Schneider zu ihrem persönlichen Tourberichterstatter ernannt: es ist vor allem sehr lustig. Da gibt es Probleme mit verklemmten Reißverschlüssen in Glitzeranzügen, die sich meist mit Cola lösen lassen, manchmal aber auch nicht. Wir erfahren, woraus die beste weiße Schminke gemischt wird, wie die Beleuchtung in den Mund von Sänger Till Lindemann kam und dass die Coverbands die Stücke oft rammsteiniger spielen als die Rammsteine selbst.
Wir verbringen Nächte in verrauchten Umkleidekabinen, stickigen Tourbussen und amerikanischen Gefängnissen. Flake nimmt uns mit auf seine Reise durch die Proberäume der DDR zu den ganz großen Bühnen dieser Welt – aber Vorsicht, man sollte Hitze vertragen können und mit wenig Sauerstoff auskommen, denn bei den Shows geht es heiß her. Ach ja, und geruchsempfindlich darf man auch nicht sein. Hihi. Mehr verrate ich dazu nicht.
Völlig egal, ob man mit der Musik von Rammstein etwas anfangen kann oder nicht – Keyboarder Flake wird man nach diesen 350 Seiten ins Herz geschlossen haben. Und wer ihm nach der Lektüre seine Verehrung in Form eines kleines Geschenks ausdrücken möchte – sein bevorzugtes Rasierwasser heißt Brut. Ist aber wohl schwer zu bekommen. Ganz anders als dieses Buch.
Flake, Heute hat die Welt Geburtstag, S. Fischer Verlag Frankfurt/Main, 2017
Oh, das würde ich gerne mal lesen. Wenn du es noch dein Eigen nennst, bitte unbedingt mal mitbringen!
LIebe Dörte, das Buch ist weitergereist zu M. – ich kann es dort bestimmt wieder einfangen und demnächst mitbringen.