Von Bessarabien in die neue Heimat Mecklenburg

Lebenserinnerungen von Katharina Methling, geb. Zacher

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Aus dem Vorwort

Unsere Mutter Katharina Methling, geb. Zacher, hat uns bei Familienfeiern und anderen Gelegenheiten häufig aus ihrem Leben in ihrer alten Heimat in Teplitz/Bessarabien (heute Ukraine und Moldawien), von der Aussiedlung („Heimholung ins Reich“) nach Deutschland, der Umsiedlung nach Eichfelde (Westpreußen, Wartheland), der Flucht vor der Kriegsfront, der Ansiedlung und dem Finden einer neuen Heimat in Kavelstorf (Mecklenburg) berichtet.
Sie war eine sehr gläubige evangelische Christin und ihre wichtigste Botschaft an uns, ihre Söhne, war: nie wieder Krieg und Nächstenliebe für alle Menschen, die in Not sind, „die mühselig und beladen sind“.
Sie hat ihre Berichte oft damit eingeleitet und beendet, dass sie über ihr Leben ein Buch schreiben könnte. Unsere Mutter war eine kluge, couragierte, hilfsbereite, gutmütige, wenn nötig auch strenge Frau, aber ein Buch über ihr Leben konnte sie nicht schreiben. Das holen wir nun nach.
Die Grundlage für die Publikation ihrer Lebenserinnerungen ist ein aufgezeichnetes Interviewgespräch im Haus ihres Sohnes Rigolf Methling im Sommer 2004. Es ist ein unwiederbringliches Zeitzeugendokument.
Wir haben die Antworten und Aussagen unserer Mutter fast immer im Original übernommen, nur selten Zeit- und Ortsangaben sowie andere Details korrigiert, präzisiert und ergänzt.
Aus heutiger Sicht hätten wir gern manchmal nachgefragt, aber das ist nicht mehr möglich, da unsere Mutter am 19.12.2009 verstorben ist.

Mit der Veröffentlichung dieses Lebensberichtes wollen wir unserer Mutter, aber auch unserem Vater den gebührenden Dank ihrer Kinder für ihre Lebensleistungen, ertragenes Leid sowie liebevolle Fürsorge und Erziehung abstatten. Unsere Mutter war stolz auf ihre drei Söhne, und wir sind stolz auf unsere Eltern.
Wir verstehen die Weitergabe ihrer Lebenserinnerungen auch als Würdigung der Leistungen der vielen anderen Menschen ihrer Generation, die den zweiten Weltkrieg, Umsiedlung und Flucht überstanden haben und in Mecklenburg-Vorpommern oder anderswo eine neue Heimat gefunden und aufgebaut haben.

Mai 2017

Prof. Dr. Wolfgang Methling, Niendorf
Rolf-Dieter Methling (postum), Bad Langensalza
Rigolf Methling, Loburg

KURZLEBENSLAUF
KATHARINA METHLING, GEB. ZACHER

Katharina Methling wurde am 7. Juli 1925 als älteste Tochter des Bauern Friedrich Zacher und seiner Frau Christine, geb. Hermann, in Teplitz/Bessarabien geboren.
Mit ihr wuchsen weitere sechs Geschwister auf dem Hof in Teplitz auf. In der Folge des Hitler-Stalin-Paktes wurde die Familie im September/Oktober 1940 nach Deutschland (Lager Schloss Wermsdorf/Sachsen) ausgesiedelt.
Im Juli 1941 wurden sie nach einem kurzen Zwischenaufenthalt im Lager Litzmannstadt (heute Lodz, Polen) auf einem polnischen Bauernhof in Eichfelde (Wartheland, Westpreußen; heute Polanowo, Wojewodschaft Großpolen) angesiedelt.
Im Februar 1945 begann die Flucht vor Kriegsfront nach Westen. Die Flucht endete im März 1945 in Kavelstorf bei Rostock (Mecklenburg). Dort fand sie mit ihrer Familie eine neue Heimat.
In Kavelstorf lernte Katharina Zacher den Melker Günther Methling kennen und lieben. Am 8. März 1947 folgte die Hochzeit. In den Jahren 1947, 1949 und 1958 wurden die Söhne Wolfgang, Rolf-Dieter und Rigolf geboren.
Von 1962 bis 1986 arbeitete sie als Hortnerin in der Polytechnischen Oberschule Kavelstorf. 1995 zog das Ehepaar in das Haus des ältesten Sohnes Wolfgang und seiner Frau Christine in Niendorf bei Rostock.
1997 und 2007 konnte sie mit ihrem Mann die Goldene und Diamantene Hochzeit feiern.

Die Fragen von Rigolf Methling an seine Mutter waren selbstverständlich vor allem auf die zeitlichen Etap-pen des Lebens von Katharina Methling gerichtet. … Weitere Fragen waren dem Leben und den Bräuchen in Teplitz und den Treffen der ehemaligen Bessaraber in Deutschland gewidmet.