Theatertexte

von

Johann Georg Pfrangers Lesedrama Der Mönch vom Libanon. Ein Nachtrag zu Nathan der Weise aus dem Jahr 1782 versucht nicht weniger, als die Wahrheit der christlichen Religion zu erweisen und sie nach Lessings scheinbarer Relativierung wieder in ihr Recht zu setzen. Das Drama steht in der Tradition polemischer Apologetik, die seit den Zeiten der Reformation feste Konturen hat. Nach dem versöhnlichen Familientableau am Schluss von Lessings Nathan der Weise öffnet sich der Vorhang erneut: Saladin liegt im Sterben und das »Mährlein« – gemeint ist die Ringparabel – und Nathans »Schimmerweisheiten« bergen keinen Trost. Erst der mysteriöse Mönch vom Libanon, ein Arzt für Körper und Seele, erlaubt Aussicht auf Linderung. Auch er hat eine Parabel zu erzählen, deren Ausgang allerdings keinen Wettstreit der Religionen empfiehlt, sondern unumstößliche, gewisse Wahrheit verkündet, die einzig das Evangelium bietet.
Die Kränkung, die Lessing mit der Herausgabe der Fragmente eines Ungenannten vielen seiner gläubigen Zeitgenossen zugemutet hatte, wird in der Abhandlung Ueber die Auferstehung der Todten greifbar – es handelt sich um eine bisher unbekannte Replik. Sie bildet den theologischen Hintergrund für Pfrangers Nathan-Fortsetzung.
Mit der vorliegenden Neuausgabe rückt eine Seite der Lessing-Rezeption in den Blick, die bisher oft stillschweigend übergangen wurde: eine dezidierte Ablehnung seiner Positionen. So dokumentiert das Drama die Kostenseite der Aufklärung aus Sicht der Zeitgenossen.