Dezembermorgen

von

»Vom Glotzen werden wir auch nicht satt!«
Sarina fühlt sich ertappt, als der Obdachlose sie anblafft und ihr seinen Bettelnapf scheppernd vor die Füße knallt.
»Dann geh arbeiten!«, ist ihre schnippische Antwort.
Mit schnellen Schritten hastet sie weiter zur U-Bahn. Der Wind ist eisig. Doch ihr geht der kleine Hund des Bettlers nicht aus dem Kopf und so kehrt sie um und kauft beim Discounter etwas zu Essen für die beiden. Es ist bald Weihnachten, da hat man ein weiches Herz.
Stolz präsentiert sie ihm die Köstlichkeiten.
»Willst du mich vergiften? So etwas Ungesundes esse ich nicht.«
Sarinas Maß ist voll. »Ich wusste nicht, dass Sie ein Gourmet sind, dann hätte ich Kaviar besorgt.«
Noch mehr Demütigungen braucht sie nicht von ihm und stapft wütend davon.
Doch sie kann ihm nicht böse sein, denn er hat die schönsten nachtblauen Augen, die sie je sah …