Alle Kriege brachten entbehrungsreiche Zeiten, Not, Schrecken und Verelendung über die Menschheit. Eine der gewaltigsten und tiefgreifendsten dieser menschlichen Katastrophen brachte der DreißigjährigeKrieg. Er über zog das
deutsche Reichsgebiet mit schrecklichem Geschehen. Seine Begleiter waren Seuchen, Verrohungen, Gesetzlosigkeit, Hunger und schließlich eine totale Verelendung. Es ging den damaligen Machthabern, wie auch den folgenden, nur um die Durchsetzung ihrer Ansprüche, und letztlich um Gewinn- und Machtzuwachs auf den Rücken ihrer Untertanen.
Über eine ganze Generation lang stritten sich die Völker Europas im „Heiligen Reich Deutscher Nation“ herum. Die Bevölkerung hatte die Nöte, Entbehrungen und Zerstörungen nicht nur ihrer Dörfer und Städte, son dern ganzer Landstriche hinzunehmen. Sie hatten die Opfer zu erbringen, nicht diejenigen, die den Krieg vom Zaun gebrochen hatten!
Anfänglich ging es angeblich um den rechten Glauben, in dem die Beteiligten den Erhalt und einen möglichen Zugewinn ihrer Macht an strebten. Die Verrohung der Menschen ließ am Ende nicht mehr recht erkennen, wer eigentlich Feind oder Freund war.
Seiner guten geografischen Lage wegen war auch unser engeres Heimatgebiet in den Krieg ein bezogen. Plünderer und Raubgesindel so wie Kriegshorden zogen hindurch und hinterließen ihre Spuren.
Unser Heimatforscher E. Rannacher schrieb: „Furchtbare Zeiten haben die Bewohner des Vogtlandes erleben müssen. Die schlimmsten Jahre waren wohl die Jahre 1632 und 1633. Schließlich wüteten Heerscharen aus ganz Europa auf deutschem Boden. Sie quälten und e schlugen sogar die Menschen, die den gleichen Gott anbeteten und dabei kaum unterschiedliche
Wege beschritten. Die biblischen Glaubensinhalte spielten da bei keinerlei Rolle mehr.
Einer der katholischen Heerführer, der einst ein Protestant war, hieß Holk. Er hauste 1633 so gewaltig im Vogtland, dass man ihn mit der Bezeichnung „Mörder des Vogtlandes“ belegte. Im gleichen Jahr „holte ihn der Teufel“. Er starb in Tirschenreuth an der Pest.
Wallenstein, der größte Heerführer dieses Krieges, wurde 1634 in Eger von seinen eigenen Leuten auf Weisung des Kaisers ermordet. Dem Heerführer Tilly wurde 1632 ein Bein abgeschossen, woran er schmerzvoll starb und der Schwedenkönig Gustav Adolf fiel von einer Kugelge troffen in der Schlacht bei Lützen.
Das Elend trugen die „überbliebenen kleinen Leute“. Vier lange Jahre feilschte man in Friedensverhandlungen um den Machtgewinn! Sie unterzeichneten den Friedensvertrag 1648 nicht gemeinsam. Die katholische Seite unterzeichnete ihn in Münster, in Osnabrück die Protestanten.
Der Krieg hatte Deutschland völlig verödet und einem guten Drittel der Bevölkerung den Tod gebracht.
War das der letzte Krieg, der unser Land überzog? Waren die Menschen, vor allem die Obrigkeiten, nun schlauer geworden? Nein, und abermals nein! Es folgten weitere Grässlichkeiten, die Millionen Opfer forderten! Mit Hilfe „technicher Errungenschaften“ wurden die Kriege noch unberechenbarer, noch mörderischer. 1914, im I. Weltkrieg, zerfetzten die „Trommelfeuer“ und „Materialschlachten“ die Leiber der Soldaten.
1939, im II. Weltkrieg, fielen tonnenweise Spreng- und Brandbomben auf unsere Städte. Sie töteten Frauen und Kinder und legten alles in Schutt und Asche. Am Ende rief man: „Nie wie der Krieg!“ Gibt es seither keine Kriege mehr?
Wir bilden uns doch ein nach „göttlichem Abbild“ er schaffen zu sein! Wie sieht es dann mit „unserer inneren Füllung“ aus? Hatte der Satan etwa doch seine Hände mit im Spiel? Wo bleibt nur unsere menschliche Vernunft?
Siegfried Walther im Sommer 2017
- Veröffentlicht am Montag 2. Dezember 2024 von Wissenschaftliche Scripten
- ISBN: 9783957350756
- 366 Seiten
- Genre: Belletristik, Erzählungen, Historische Romane