Der Sturm

Zweisprachige Ausgabe

von

Deutsch von Frank Günther
Mit einem Essay von Günter Walch

»Wir sind vom Stoff, aus dem die Träume sind« – wohl der berühmteste Satz aus dem ›Sturm‹, jener nachdenklichen Komödie aus Shakespeares letzter Schaffensperiode, die in den vergangenen Jahren durch verschiedene Neuinszenierungen glanzvoll Wiederauferstehung feiern konnte. Das Stück lebt durch seine Hauptfigur, den Zauberer Prospero, der als ein wahrer »Superman« mit keiner anderen Gestalt bei Shakespeare vergleichbar ist.
Gleich am Beginn steht der große Sturm, durch Zauberkraft von Prospero selbst entfacht, bei dem Alonso, König von Neapel, und Antonio, Herzog von Mailand, mit ihrem Gefolge Schiffbruch erleiden und auf einer einsamen Insel stranden. Prospero war vor zwölf Jahren selbst Herzog von Mailand gewesen, wurde aber von seinem intriganten Bruder Antonio entthront und zusammen mit seiner Tochter Miranda auf eben jene Insel verbannt. Dort dienen ihm nun die Inselbewohner Caliban, mißgestalteter Sohn einer Hexe, und der Luftgeist Ariel: die Edelvariante des Puck aus dem ›Sommernachtstraum‹.
Prospero nutzt das Zusammentreffen mit seinen Feinden nicht zur grausamen Rache. Alonso, Antonio und Co. müssen zwar verschiedene Qualen erleiden, werden aber schließlich begnadigt. Höhepunkt der Versöhnung und Beweis der Allmacht von Prosperos Willen ist die feierliche Verlobung Mirandas mit Ferdinand, dem Sohn Alonsos.
Schwarze Magie gegen weiße, Natur gegen Kunst, menschliche Dummheit und Bosheit gegen Erkenntnis und wahre Menschlichkeit: Trotz dieser das Stück beherrschenden Gegensätze wird der Leser nie im Zweifel über den glücklichen Ausgang gelassen. Die moralische Vorbildhaftigkeit Prosperos läßt kein anderes als ein Happy End zu.
In einem Epilog nimmt der große Magier Abschied von seinem Publikum – oft gedeutet als Shakespeares Abschied vom eigenen Wirken als Dramatiker und Schauspieler.