Cinderella

von

»Wir wachsen mit den Märchen auf – mit Aschenputtel, Rotkäppchen und Schneewittchen, mit Zwerg Nase und dem kleinen Muck, und es sind oft grausige und sehr seltsame Geschichten, die man uns erzählt, wenn wir noch klein und ängstlich sind, wenn unsere Herzen noch weich und unsere Köpfe noch leer sind. Wir fürchten uns auch manchmal, wenn wir hören, wie böse Stiefmütter in glühenden Schuhen tanzen müssen, wie schöne Königstöchter hundert Jahre schlafen müssen, wie der Wolf lebende Menschen verschlingt. Aber wenn wir dann erwachsen sind – da verstehen wir plötzlich die Geschichten, verstehen sie auf einmal ganz anders. Es macht Spaß, an diesem Märchen herumzudenken, es macht Freude, diese Musik zu hören und sich vorzustellen: Was passiert jetzt gerade? Was bleibt, ist eine Geschichte über das Erwachsenwerden, über das Suchen und Finden der Liebe, über die Jugend, die nicht, wie man uns immer einreden will, die schönste Zeit im Leben ist – sie ist die schwierigste. Aschenputtel, Cinderella, ist am Ende der Geschichte bei sich selbst angekommen. Sie braucht keine Wunder mehr, sie kann ihr Leben selbst gestalten. Allerdings – mit dem Tanzen in gläsernen Schuhen ist es auch vorbei. Die Schuhe werden jetzt schwerer. Aber tanzen kann man damit immer noch, wenn das Herz nur leicht genug ist.«
Elke Heidenreich