Edition Exemplum

Gedichte

von

Schon wer die ‚Titel‘ der Gedichte von Peter Schwanz aufmerksam liest, erkennt darin zunächst die leise Melancholie, die seine Auseinandersetzung mit existentiellen Fragen zu prägen scheint: Ebenso wie göttliche Schöpfung in allem aufleuchtet, sind doch auch Tod und Vergehen allgegenwärtig; jedes Aufeinanderzugehen bedeutet gleichzeitig auch Trennung und Abschied. Aber diese Melancholie ist keine resignative; gerade das Wissen um Endlichkeit und Verlust wird Quelle sinnvollen Erlebens: Erst wer den unvermeidlichen Herbst kennt, kann den Frühling schätzen; Nähe wäre wertlos ohne die Existenz der Fremdheit; Glück kann nur empfunden werden durch die Möglichkeit des Leids. Diese Polarität bestimmt die Wahrnehmung des eigenen menschlichen Seins, seiner Schwächen und Stärken, Trauer und Kraft. Erst durch das Vergehen ermöglicht sich Werden, und erst durch die Endlichkeit können unendlich gültige Spuren gesetzt werden. –
Diese Sichtweise zeigt die Nähe des Autors zu Rilke oder auch Aichinger und Woolf; nicht von ungefähr setzt er sich bei einigen Gedichten mit Textfragmenten dieser Autoren auseinander bzw. nimmt sie als Anstoß. – Auch formal zeigt sich vor allem eine allerdings bloß gebrochene Nähe zu Rilke: Der Großteil der Gedichte steht in der Tradition des seine klassische Form überwindenden Sonetts, mutet durch Reim und metaphernreichen Sprachfluß fast musikalisch an und entwickelt eine unverkennbar eigene, klangvolle Sprachmelodie.