Live! auf dem Kulturgut

Jazz und Literatur

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Fünf Jahre lang verbrachte Thomas Valentin (1922-1980) mehrere Monate des Jahres auf Sizilien, nie als Tourist, sondern als ’scrittore‘, der an seinen Drehbüchern und Romanen schrieb. Er führte ein einfaches, bescheidenes Leben unter Einheimischen, sammelte Beobachtungen, entwarf erste Skizzen. Auf diese Eindrücke fußen die 33 Erzählungen des Bandes ‚Schnee vom Ätna‘ (1981), die durch ihre Schlichtheit und Aufrichtigkeit fesseln. ‚Schnee vom Ätna‘ war das letzte Buch, das Valentin für den Druck vorbereitete. Es ist neben ‚Grabbes letzter Sommer‘ sein erfolgreichstes – und dennoch fast vergessen.

Valentins Werk umfasst Romane, Erzählungen, Gedichte, Hörspiele, Theaterstücke und Drehbücher von Fernsehspielen. Seine Texte wurden in 16 Sprachen übersetzt, seine Theaterstücke von großen Bühnen des In- und Auslands gespielt. Über ‚Schnee vom Ätna‘ sagte der Autor selbst: ‚Ich sprach mit der Armut, den Wünschen, Ängsten, Begierden, die auf dieser Insel, in der Mitte der Alten Welt, seit Jahrhunderten mit dem Wind die Mauern entlang und um alle vier Ecken streichen. Ich versuchte, auch mit meinem Schatten zu sprechen, dem Schatten hinter mir, dem Schatten vor mir, und fragte ihn viel. Die Antworten kamen karg, dürr; und mein weißes Papier in der Schreibmaschine wurde gelb und wellte sich leicht wie ein Fleck helles, fast totes Wasser.‘