Der russische Dichter Alexej Parschtschikow, geboren 1954, lebte nach Stationen unter anderem in Moskau und Stanford seit Anfang der 1990er Jahre in Deutschland, seit 1995 in Köln, wo er 2009 viel zu früh starb. Obwohl in Russland bereits ein moderner Klassiker, ist er hierzulande noch immer nahezu unbekannt. Die noch von ihm selbst mit verantwortete Auswahl ‚Erdöl‘ in der Übertragung von Hendrik Jackson gibt nun erstmals auch deutschsprachigen Lesern die Möglichkeit, den 2005 mit dem russischen Ehrenpreis ‚Literaturlegende‘ Ausgezeichneten für sich zu entdecken.
Alexej Parschtschikow wird, zusammen mit Alexander Eremenko, Iwan Shdanow und Ilja Kutik, den sogenannten Metarealisten zugerechnet, der in den achtziger Jahren aufregendsten Gruppierung russischer Lyrik. Durch seine Zeit in Stanford stand er zugleich in lebhaftem Austausch mit amerikanischen Dichtern, vor allem mit Michael Palmer und der ‚ Language School‘. In der Sowjetunion konnte er erst im Zuge der Perestroika 1989 sein erstes Buch ‚Formen der Intuition‘ veröffentlichen.
In seinen Gedichten spürt Alexej Parschtschikow inneren und visuellen Ähnlichkeiten nach, um immer wieder neue und wesenhafte Verbindungen zwischen Wörtern und Dingen zu entdecken bzw. sie herzustellen. Dabei gleicht er, in den Worten seines vielleicht großartigsten Poems ‚Erdöl‘, einer Wahrsagerin, die ‚mit dem Finger über den Globus fährt und dabei die Tiefseekabelverbindungen für Fluglinien hält‘. Wie kein anderer verbindet er expressivphilosophische Traditionen und russisch überbordende Panoramen mit dem stark abgekühlten, reflektiert-konzeptuellen Ansatz der amerikanischen ‚ Language School‘. Eine Dichtung der Zwischenräume, die ‚dort, wo die Flüsse umgepolt werden‘ (aus: Erdöl) mit fantastischer
Begeisterungsfähigkeit aus kleinsten Beobachtungen Bild um Bild entfaltet.
- Veröffentlicht am Montag 23. Dezember 2024 von kookbooks
- ISBN: 9783937445434
- 160 Seiten
- Genre: Belletristik, Lyrik