Hamburgerinnen, die lesen, sind gefährlich

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Obgleich Hamburg seit Jahrhunderten von seinen Kaufmännern, Seefahrern und Reedern profitiert, waren es immer wieder gerade die Frauen, die das »Tor zur Welt« weit aufstießen. Thomas Bleitner stellt in seinem Buch 16 Frauen vor, die als Schriftstellerinnen, Musen, Salonieren, Kauffrauen, Publizistinnen oder Frauenrechtlerinnen ihre Spuren an der Alster hinterlassen haben. Der Gefahr, allein auf merkantile Merkmale und repräsentative Funktionen reduziert zu werden, sahen sich die Hamburgerinnen schon früh ausgesetzt. – Am Jungfernstieg, schreibt Heinrich Heine, »da stolzieren die schönen Kaufmannstöchter, mit deren Liebe man auch so viel bares Geld bekömmt«; sie seien, knüpft Theodor Fontane später an, »alle so zweifelsohne, haben innerlich und äußerlich so ’was ungewöhnlich Gewaschenes und bezeugen in Allem, was sie thun und nicht thun, die Richtigkeit der Lehre vom Einfluß der guten Kinderstube«. Als vornehm, da ist Fontane unumwunden zuzustimmen, gelten Hanseatinnen seit jeher, und wohlhabend waren sie auch – sofern sie jenen gutbürgerlichen Kreisen entstammten, in denen Heine sich in seiner Hamburger Zeit bewegte. Dass die Hansefrauen auch aufmüpfig, intellektuell unabhängig, zielstrebig und als Geschäftsfrauen wie Schriftstellerinnen erfolgreich sein konnten und in den 1920er Jahren sogar die Hüllen fallen ließen, ist hingegen weniger bekannt. Mit Meta Klopstock, Elise Reimarus, Lida Gustava Heymann, Gertrud Bäumer, Ida Dehmel, Erika Mann, Clara Reyersbach, Marion Dönhoff, Heidi Oetinger u.v.a.