Hier spricht Warnstädt

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Aufgenommen im Lotzmusik-Studio Berlin 2012

Warnstädt, 1938 in Berlin geboren, war in seinem geliebten Berlin die letzten fünfundzwanzig Jahre seines Berufslebens Strafrichter im berühmten Kriminalgericht Moabit. Er wurde dort zu einer bekannten Erscheinung. Der eine Grund dafür war, er sprach und schrieb in einem verständlichen Deutsch, fernab von jenem berüchtigten Juristen-Kauderwelsch. Das brachte ihn dazu nach seinem Abschied aus Moabit in seinem Buch „Recht so“ 80 seiner vielleicht 8.000 Urteile zu veröffentlichen, und zwar, völlig unüblich, im Original.
Der Erfolg des ersten Buches führte zu weiteren Büchern, zunächst zu dem mit dem seltsamen Titel „Herr Richter, was spricht er?“, das demnächst durch eine „erfrischte, geschärfte, verbesserte Neuauflage“ mit dem Titel „Alles Theater“ ersetzt werden wird. In ihm erzählt er sein nicht ganz alltägliches Leben, aber nach den Worten der Journalistin und Schriftstellerin Renate Rauch nicht als öde Chronologie, sondern als „immerwährenden Strom kluger Gedanken“. Er hat viel kennengelernt, Bombenhagel in Berlin, Russisch-Polen, dann Flucht nach Mecklenburg, dort Schulzeit, DDR-Bürger, FDJ, dann in den Westen „abgehauen“, Jura-Studium, Rechtsanwalt, Staatsanwalt, „Hilfsarbeiter“ im Justizministerium, damals noch im heutigen Bundesstädtchen Bonn, Pressesprecher für die Berliner Gerichte und die Senatsverwaltung für Justiz, die er als überzeugter Anti-Föderalist die städtische Justizverwaltung nennt. Nach diesen zehn „Lehrjahren“, sagt er, wußte er, wo er hingehöre, nämlich nicht dorthin, wo er in den zehn Jahren gewesen war, sondern auf den Stuhl des Amtsrichters für Strafsachen in dem hinreißenden Kriminalgericht Moabit. In seinem Lebensbericht berichtet er über alles, was ihm wichtig erscheint, Justiz, Theater, Politik, Menschen, in einem ganz persönlichen Blickwinkel und Stil, den er dem aus Moabit stammenden Kurt Tucholsky abgelauscht zu haben scheint.
Als er mit seinen ersten beiden Büchern begann, in Bibliotheken, Kulturhäusern, Gerichten, Theatern, wie er es nennt, Leseauftritte zu machen, entstanden aus neuen Erlebnissen zwei weitere Bücher, „Ortstermine“ und „… immer wieder Warnstädt“, was im übrigen auch der Titel seiner bislang fast dreißig Leseauftritte im Berliner Kriminaltheater ist. Er sagt, er mache das alles, weil es ihm Spaß mache, die Leute belehrend zu unterhalten oder auch unterhaltend zu belehren.
Warnstädt lebt bei augenblicklich noch bester Gesundheit, zu der er sich übrigens als Staatsbediensteter schon immer geradezu verpflichtet gefühlt habe, in Berlin-Schöneberg neben dem Rathaus und lässt sich jede Viertelstunde von dessen Turmuhr an die Vergänglichkeit von Zeit und Leben erinnern.