Im Steinwald

Gedichte, zweisprachig

von

Das Mittelmeer, seine Städte, seine Landschaften, schwerer Lavendelduft, der gefangene Himmel zwischen den Bergen, Hängebrücken, alte Mythen – eine trügerische Idylle, in der vor kurzem schreckliche Kriege wüteten. Verica Trickovic befreit ihre Heimat von der einseitigen Zeitungsaktualität und holt sie zurück in den Naturzustand. Nicht anders geht die Dichterin mit den Städten ihrer zweiten Heimat vor. Dresden mit seinen Jahres- und Tageszeiten, die Elbe, die Frauenkirche, die Augustusbrücke sind in ihren Gedichten wie neugeboren. Städte und Landschaften können nichts dafür, wie Menschen mit ihnen umgehen. Die Bitterkeit der Geschichte, der eigenen und der globalen, liegt woanders. Zum Beispiel heißt es beim Augenarztbesuch, das Sehvermögen habe ‚von den anstrengenden Umsiedlungen‘ nachgelassen. Aber das ist nicht wahr, die ‚anstrengenden Umsiedlungen‘ haben Verica Trickovics Auge nur geschärft. Es ist spannend, schön und ab und zu beschämend, durch dieses geschärfte Auge zu sehen. Verica Trickovic: geb. 1961 in Nerav (Makedonien), lebt in Isernhagen bei Hannover. Veröffentlichungen von Lyrik und Erzählungen in Literaturzeitschriften in Bosnien-Herzegowina, Deutschland, England, Kroatien, Makedonien, Montenegro, Österreich, Polen, der Schweiz und Serbien. Drei Gedichtbände, zuletzt „Als rettete mich das Wort“, Leipziger Literaturverlag, 2011