Die Verwirrungen des Zöglings Törleß ist der erste Roman von Robert Musil und gilt als eines der frühen Hauptwerke der literarischen Moderne. Er entstand um 1900, in einer Zeit der Unsicherheit und Umbrüche. Die Wiener Moderne war gekennzeichnet von politischen, sozialen, technischen und kulturellen Veränderungen, von tiefgreifenden Gegensätzen, besonders aber von der Betonung des Individualismus (Sigmund Freuds damals entstehende Psychoanalyse). Im »Törleß« thematisiert Musil besonders die gesellschaftliche Moral und Prüderie gegenüber der erwachenden Sexualität von Schülern. Das Grundthema des Romans ist jedoch die Ichfindung beziehungsweise Gründung eines individuellen Selbstbewusstseins in einer autoritären Gesellschaft. Über den Umweg der Selbstentfremdung durch die Erkenntnis seines eigenen Sexual- und Aggressionstriebs reift in Törleß schließlich ein amoralisches ästhetisches Bewusstsein, das zwar noch sprachlos bleibt, aber schon den späteren Künstler in ihm wachsen lässt.
- Veröffentlicht am Dienstag 26. November 2024 von Boer, K
- ISBN: 9783946619833
- 208 Seiten
- Genre: Belletristik, Hauptwerk vor 1945