Wie bin ich überhaupt zu diesem Lebensthema gekommen? Mein Fremdeln in der Normalität des ostdeutschen Nachkriegsdeutschlands ist gewiss ein Grund. Ich wollte genauer wissen, was es damit auf sich hat und was damit nicht stimmt. Was ich damit auf den Schultern hab und wozu. Ich hab in Ostberlin Philosophie studiert und konnte nun immerhin begründet fremdeln. Mein Fremdeln wurde zur Verweigerung der mit einer Loyalitätsbekundung verbundenen Aufstiegschancen. Wurde zu spielerischen Provokationen zuerst, dann zu ernsthafteren Versuchen, diese demokratische Republik beim Wort zu nehmen, was mich schließlich ins Abseits eines generellen Arbeitsverbots führte und als Konsequenz daraus bis zum Ausreiseantrag. Meine Erzählung „Draußen“ erzählt von einem Draußen das unmerklich zum Drinnen wird. Hans wächst in einer Künstlerkolonie am Berliner Stadtrand auf, umgeben von einer rätselhaften Nachkriegslandschaft und -personage, er ist zehn Jahre alt, als die Mauer gebaut wird. Die Erzählung setzt ein, als er dreizehn ist und die Menschen in seiner Umgebung begonnen haben, sich mit dem Teilungsbauwerk abzufinden. Dauer schafft Normalität. Hans erlebt, wie unterschiedlich die Erwachsenen reagieren: Flucht, Depression, Neuorientierung. Seine Eltern lassen sich scheiden, geben ihr Projekt „bürgerliche Familie“ auf und wenden sich Partnern „aus dem Volk“ zu. Für Hans ist diese Proletarisierung ein Verrat an ihrer Identität, aber er weiß auch, dass sie mit ihrer Anpassung etwas richtig machen.
- Veröffentlicht am Donnerstag 11. Januar 2018 von epubli
- ISBN: 9783745080179
- 400 Seiten
- Genre: Belletristik, Erzählende Literatur