Das alte Jahrhundert

Romanfragment

von

Es ist Herbst 1983, ein Morgen in der Jordanstraße in
Frankfurt-Bockenheim. Carina zieht sich für den Kinderladen
an, Sibylle in Jeans und dunkelblauem Pullover.
»Es klingelt. Keine Sprechanlage. Man drückt den Öffner
und fragt sich, wer kommt. Vierter Stock. Dachgeschoß.
Einzeln. Ein einzelner Mensch die Treppe herauf
und zur Tür herein. Mein Freund Jürgen. Müd sieht er
aus.«
Das »Sommerbuch« setzt da ein, wo Band 6 des Alten
Jahrhunderts, »Bis er kommt«, aufhören sollte.
Das Restaurant in Barjac hat Jürgen zurückgelassen,
gescheitert, eine Flucht. Und Pascale ist verschwunden.
Der Erzähler sitzt an seinem dritten Buch, ein
Buch über das Dorf seiner Kindheit (das 1987 als »Kein
Frühling« zum ersten Mal erscheinen sollte). Und dann
erzählt er uns den Sommer, in dem er schon im Juni
mit Sibylle und Carina nach Barjac trampte, erzählt von
dem Restaurant, dem Regenbogen, den er über die Tür
malte, und wie sie von Barjac per Anhalter über Arles
nach Saintes-Maries-de-la-Mer kamen. Erzählt von der
Camargue, den Pferden, dem Markt und den Geschäften,
den Schaufenstern und Bars in Saintes-Maries.
Von Carinas belgischer Freundin, von den Hippies und
den Zigeunern. Aber auch vom Sommer davor, auch in
Saintes-Maries, zusammen mit Jürgen und Pascale. Ein
Buch über den Süden und das Trampen, und dann den
Restsommer in Frankfurt, den griechischen Biergarten
in Bockenheim und den Ausflug ins Mainfränkische.
Peter Kurzeck schrieb an dem Text bereits Anfang der
2000er Jahre, geplant war das »Sommerbuch« als Nachfolgeband
zu »Als Gast« (2004). Er stellte das unvollendete
Typoskript aber zurück, als sich andere Erinnerungen
vordrängten.
Mit nachgelassenen Notizen zum Roman und einem
Nachwort der Herausgeber