Meine Geschichten

von

In einem langen Leben erlebt man viel. Oft erzählt man davon: ich auch. Und manchmal haben Zuhörer gesagt, dass ich mal was aufschreiben solle, so als Erinnerung für die Enkel etwa. Meine Mutter tat das. Als sie 75 Jahre alt wurde, gab sie mir ihr Buch – handgeschrieben!
Dieses Buch, es steht in meiner Bibliothek, ist sehr ordentlich verfasst, fabelhaft geordnet, strikt nach Datum. Sie war so, beachtete alle Familien-Gedenktage. Sehr oft hat mich das auch genervt. Von der Familie war ja nur ich übrig geblieben, es fehlten die humorvoll-kritischen Bemerkungen meines Vaters vor allem, aber auch die meines Bruders Jürgen. Die haben den Dingen früher in Ostpreußen oft wesentlich ihren betulichen Ernst genommen – es wurde viel gelacht bei uns.
Obgleich ich Naturwissenschaftlerin bin, kann ich mein Leben auf keinen Fall so geordnet beschreiben. Es wird nur geschichtenweise gehen. Dafür gibt es aber manche Details, die anders sind als bei ihr. Manches kann man nur nach Jahrzehnten aufschreiben. Betroffenheit und Trauer verarbeiten sich eben erst mit der Zeit.
Ein kluger Mensch hat mal gesagt: „Aus Geschichten wird Geschichte“. Ein bisschen davon steckt vielleicht auch in meinen Geschichten.