Heinrich erzählt

Jugendliche im Nationalsozialismus. Ein Schreib- und Buchprojekt der 9ten Klassen der Oberschule Emstek in Zusammenarbeit mit dem Geest-Verlag

Mehr als 50 Jugendliche der 9ten Klassen der Oberschule Emstek schlüpften in diesem Projekt in die Rollen gleichaltriger Jugend­licher am Ende der Weimarer Republik und durchlebten auf der Basis einer an die örtlichen Verhältnisse angepassten Biografie die Jahre des Nationalsozialismus. Auch wenn die Mehrheit der Jugendlichen christlich orientiert war, nur wenige anfangs in der HJ oder im BDM Mitglied waren, funktionierten die Mechanis­men des Aufbaus der faschistischen Machtstruktu­ren auch in diesem ländlichen Ort des Südoldenburger Landes.
Die Jugendlichen entwickelten ihre Rollen anhand von Ereig­nissen, die vorgegeben wurden. So wurde die vierteljüdi­sche Mitschülerin der Schule verwiesen, wurde ein Mädchen wegen ihrer zwei behinderten Brüder sterilisiert, wurden die Jungen gemustert und bald zum Militär eingezogen. Der erste Mitschü­ler starb an der Front, musste als Held für die anderen Jugend­lichen herhalten. Die Jugendlichen des Dorfes schwankten zwischen Anpassung und Widerstand. Einer brachte sogar den Mut auf, die vierteljüdische Judith zu verstecken und zu schützen. Doch mit steigendem Druck passte sich die Mehrheit an. Wer nicht den Weisungen folgte, geriet mit der Gestapo in Konflikt oder kam gar ins Jugenderziehungslager. Nicht alle Jugendlichen überlebten Faschismus und Krieg.