Jeder Bibliothekar weiß, dass vom Bibliographien nicht gesprochen werden müsste, wenn das verlangte Buch so beschrieben würde, dass der Titel in allen seinen Teilen unzweideutig erkannt werden könnte. Ohne Zweifel gibt es solche Fälle, aber sie bestimmen nicht den Ablauf der bibliographieschen Tagesarbeit. Was die Routine so oft durchbricht, sind Einzelheiten, deren Ursache zunächst unerkennbar bleibt. Ihre Entdeckung und Erklärung hat sich dieses Buch zur Aufgabe gemacht. Es bietet eine Systematik der Fehlerquellen beim Bibliographieren, mit denen man zu rechnen zwar gewohnt ist, die jedoch in häufig wechselnder Form auftreten, oder solchen, die keine Vorgänger haben und deren Neuartigkeit erst begriffen werden muß. Deshalb ist eine Vielzahl von Beispielen aufgeboten worden, die sich jeweils aus dem Zitat des Bestellers, den angestellten Lösungsversuchen und deren Deutung zusammensetzen. Aus ihnen können alle lernen: die Praktiker und Fortgeschrittenen, um sich ihre eigenen Erfahrungen bestätigen zu lassen und Anregungen zu empfangen; die Anfänger, denen eine Hilfe bei der Einübung in die Kunst des Bibliographierens willkommen sein dürfte. Denn die Fragen: Wie macht man das? Was muß ich wissen? Worauf kommt es an? stellen sich hier wie anderswo; und wenn sie von diesem Buch vielleicht auch nicht alle beantwortet werden können, so verhilft es doch zu Einsichten und Überlegungen, die gangbare Richtungen zu weisen vermögen.Die bibliothekarische Behandlung von Literaturbestellungen macht jedoch nur einen Teil des Buches aus. Der Verfasser geht unter Hinweis auf Fundstellen den Mißverständnissen nach, die bereits in bibliographischen Einträgen angelegt sein können, und der Leser, nicht nur der Fachkenner, wird überrascht sein, zu welchen Ergebnissen der Vergleich solcher Aufnahmen führen kann. Bibliographien enthalten auch nicht alles, was man in ihnen zu finden hofft. Daher ist die Befragung anderer Quellen nicht nur nützlich, sondern häufig sogar unumgänglich.Überhaupt zählt die Erreichbarkeit von Titeln zu den durchgängigen Themen des Buches, denn die Grenzen von Bibliographie und Dokumentation fallen nicht immer zusammen; wie weit sie sich voneinander entfernen, läßt sich ermessen, wenn die bibliographischen Ermittlungsgänge schwierig zu werden beginnen. Daher sind die Literaturrecherchen gesondert und ausführlich behandelt worden. Die dort nicht weniger reichlich verwendeten Beispiele sind ausschließlich der Praxis entnommen, so daß der Leser sich gleichsam in den Ablauf der Recherche einbezogen fühlt.Dem Buch ist ein über 80 Seiten umfassendes Modell des Bibliographischen Apparates einer wissenschaftlichen Universalbibliothek beigegeben, wie es in dieser Form noch niemals veröffentlicht wurde. Reihenfolge und Bestandsangaben führen den Leser zur unmittelbaren Anschauung der Aufstellungsform eines solchen Apparates hin.INHALTSÜBERSICHT: Katalog und Bibliographien (Merkmale, Aufgaben, Benutzung); Titelaufnahme und Titelordnung (Kritik, Reformen, Einzelprobleme); Bibliographische Ermittlung (Vorstufen und Organisationsformen); Die Formen der Ermittlung (Monographien, Zeitschriften, Zeitschriftenaufsätze, Zeitungen und Zeitungsartikel, Sammel- und Serienwerke, Literaturzitate, einzelne Textbeigaben, Referate und Rezensionen, fehlende oder ungesicherte Datierung, Übersetzungen, Namen, Begriffe, Formeln und Zahlen, Literaturrecherchen); Beispielsammlungen; Modell des Bibliographischen Apparates einer allgemeinwissenschaftlichen Bibliothek; Gesamtregister der Beispiele, Sachregister.
- Veröffentlicht am Dienstag 31. Dezember 1968 von Hiersemann, A
- ISBN: 9783777268224
- Genre: Kunst, Literatur, Sachbücher