Päpste und Papsttum

von

Hiermit wird die erste zusammenhängende und wissenschaftlich selbständige Darstellung dieses Gegenpapstes gegen Gregor VII., Viktor III., Urban II. und Paschalis II. vorgelegt, seitdem vor hundert Jahren O. Köhncke in seiner 1888 erschienenen Monographie eine Darlegung der Fakten und Klärung ihrer chronologischen Einordnung als Orientierungsmittel für wissenschaftliche Beschäftigung mit Wibert von Ravenna gegeben hat. Zwar sind seit Köhncke zahlreiche Detailforschungen und auch gewichtige Quellenfunde zu verzeichnen, doch sind diese zerstreut und unübersichtlich publiziert worden; als bedeutungsvoll hervorzuheben sind zwei von Aufmachung und Anspruch bescheidene und außerordentlich knappe Aufsätze von Paul Kehr von 1921.Es gibt eine Fülle von neuen Gesichtspunkten und Fragestellungen, deren Relevanz erst durch die moderne Forschung herausgearbeitet worden ist. Unser Bild von der Epoche des Investiturstreites ist daher seit Köhncke wesentlich differenzierter und tiefer, aber auch problematischer geworden. Auf Grund dieser Forschungsergebnisse und einer intensiven nochmaligen Überprüfung aller einschlägigen Quellen sowie kritischer Auseinandersetzung mit den oft voreingenommenen Interpretationen und Deutungen wird hier nun erstmals ein biographisches Gesamtbild gezeichnet, in dem dieser wichtigste kaiserliche Gegenpapst des ganzen Mittelalters als selbständig handelnde Persönlichkeit begriffen und sein eigenständiges politisches Wollen – trotz zum Teil dürftigster Quellenbelege – konsequent in den Mittelpunkt gestellt wird. Dabei ergibt sich eine höchst aufschlußreiche Relativierung der gängigen Vorstellungen und Urteile bezüglich des Investiturstreites und der in ihm angelegten historischen Möglichkeiten und Chancen.