Nach dem Zusammenbruch des Dritten Reiches ging Alfred Weber trotz seines hohen Alters – im Juli 1945 wurde er immerhin 77 Jahre alt – wieder in die Politik. Als Mitglied der SPD, Mitherausgeber der Zeitschrift »Die Wandlung« und Mitbegründer verschiedener politischer Vereinigungen, u.a. der »Aktionsgruppe Heidelberg«, engagierte er sich als ein »Soziologe der Freiheit« politisch und publizistisch für die Entnazifizierung und Demokratisierung Deutschlands. Seine programmatische Broschüre über den »Freien Sozialismus«, die er 1946 gemeinsam mit Alexander Mitscherlich veröffentlichte, steckte dafür den Rahmen bis zu seinem Tod im Jahre 1958 ab. In zahlreichen Vorträgen, Aufsätzen und politischen Aufrufen suchte er das an Freiheit und Selbstbestimmung orientierte Ideal des »Dritten Menschen« in der deutschen Gesellschaft durchzusetzen, er polemisierte gegen das Verhältniswahlrecht, propagierte die »Sozialistische Marktwirtschaft« als dritten Weg zwischen Kapitalismus und Sozialismus, unterstützte die Gewerkschaften in ihrer Auseinandersetzung um das politische Mandat und kämpfte unermüdlich gegen die restaurativen Tendenzen in der Bundesrepublik. Am meisten hat sich Weber in der deutschen Frage profiliert. Nachdrücklich warnte er vor der Errichtung eines westdeutschen Teilstaats, lehnte mit einigem Schwanken während des Koreakriegs die einseitige Westorientierung der Bundesregierung ab und führte in den fünfziger Jahren eine jahrelange Kampagne für die Wiedervereinigung und Neutralisierung Deutschlands. Die vorliegende Edition von Webers politischen Schriften ist durchgehend annotiert, verschiedene Beiträge werden zum ersten Mal veröffentlicht.
- Veröffentlicht am Donnerstag 19. Dezember 2024 von Metropolis
- ISBN: 9783895181092
- 712 Seiten
- Genre: Autobiographien, Biographien, Gesellschaft, Politik, Sachbücher, Wirtschaft