Der Kalte Krieg 1917-1991

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Vom Kalten Krieg wissen wir zunächst, daß er vorüber ist. Keine Mauer mehr, kein Schießbefehl, keine Freiheitsberaubung im Namen einer menschenverachtenden Ideologie, keine Konfrontation waffenstarrender Machtblöcke. Es wird wenige geben, die das Ende des Kalten Krieges bedauern. Erleichterung und Genugtuung überwiegen.
Sie genügen freilich nicht. Weil wir aus der Ära des Kalten Krieges kommen, von ihm geprägt wurden und mit seinen Hinterlassenschaften zurechtkommen müssen, sollten wir auch wissen, wie der Kalte Krieg verlief. Worum ging es in dieser Auseinandersetzung? Wer hat sie ausgelöst, wer hat sie betrieben? Hätte sie auch ganz anders verlaufen können, wäre sie vielleicht sogar zu vermeiden gewesen? Und wie konnte sie schließlich überwunden werden? Der Kalte Krieg gehört zu den großen Themen des 20. Jahrhunderts. Man muß ihn einordnen können, wenn man das Jahrhundert verstehen will.
Hier kann das Buch von Yvan Vanden Berghe helfen. Was er berichtet, ist gut belegt; seine Erklärungen beruhen auf sicherem Grund. Vanden Berghe hat einen genauen Blick: das hat es ihm ermöglicht, eine Darstellung, deren erste Fassung in der Mitte der 1980er Jahre geschrieben wurde, jetzt erneut vorzulegen. Viele Details sind neu, und die Darstellung bewegt sich auf dem aktuellen Forschungsstand. Das Grundgerüst der Argumentation, das Vanden Berghe entwickelt hat, mußte deswegen aber nicht umgeschrieben werden.
Der Abschied von ideologischer Gewißheiten ist immer schmerzlich. Man kann ihn sich ersparen, indem man Darstellungen wie die von Yvan Vanden Berghe anzweifelt oder sogar anfeindet. Verläßliche Orientierung gewinnt jedoch nur, wer sich den Erkenntnissen der Historiker stellt. Deshalb sind diesem Buch viele Leser zu wünschen: Leser, die bereit sind, aus den Denkgewohnheiten des Kalten Krieges auszusteigen.