Theatrum Helveticum

Welttheater – Freie Bühne – Cornichon – Showmaster Gottes

Die erste verlässliche Chronik des Einsiedler Welttheaters und drei weitere Aufsätze zu Veranstaltungsserien in Zürich vermitteln einen Einblick in die Vielfalt theaterhistorischer Forschung. Eingebettet in die Zürcher Theaterszene der 20er bis 40er Jahre erscheint das Laien-Wandertheater ‚Freie Bühne‘ als Prototyp eines immer wieder geforderten schweizerischen Berufs-Wandertheaters, in welches es sich nicht zuletzt mangels ausreichender Unterstützung allerdings nie umbilden konnte. Die Freie Bühne wurde eine Wegbereiterin des politischen Cabarets in der Schweiz, auch des über die Grenzen hinaus bekannten ‚Cornichon‘. Seit kurzem zugängliche Akten und Abhörprotokolle der Kriegszeit dokumentieren die Überwachung des Cornichon, brechen aber zugleich das Monopol der Erinnerungen ehemals Beteiligter: War das Cornichon ein Hort des politischen Widerstandes oder eher ein Cabaret mit Freiräumen in innenpolitischen Belangen? Die Chronik des Welttheaters reicht von 1924 bis in das Jahr 2000 hinein, wobei der Neufassung von Thomas Hürlimann in der Regie von Volker Hesse die Hälfte des Textes gewidmet ist. Für eben dieses Jahr 2000 werden abschliessend Predigtgottesdienste im Fraumünster mit Multimediagottesdiensten des ICF in Zürich hinsichtlich der Verwendung theatraler Vorgänge verglichen. Weder die subventionierten städtischen Berufstheater werden in diesem Band fokussiert noch die mannigfaltige Schweizer Dramatik; wohl aber die Identitätssuche an jenen Rändern, wo Volks-, Laien- und Freies Theater Nähe zum Publikum schaffen, tangiert von theatralen Vorgängen des Alltags. Der Band fügt disparate Gegenstände zusammen, deren Bezüge sich innerhalb der Reihe Theatrum Helveticum, mit welcher eine ‚Theatergeschichte in Teilen‘ realisiert wird, erschliessen.