Wolfenbütteler Forschungen

Obwohl „Föderalismus“ zu den zentralen Themen des politischen Denkens und seiner Geschichte gehört, fehlt es doch an einer Darstellung seiner Entwicklung. Johannes Althusius (1562-1638) gehört zweifellos zu den Ahnen dieser Tradition. Er zeigt eine nichtstaatliche Form des Föderalismus, die desto notwendiger wird, je mehr sich nichtstaatliche Prozesse und Erscheinungen in der europäischen Entwicklung abspielen. Zwar bleibt die moderne Welt von der ständischen Gesellschaft des 16. Jahrhunderts entfernt, das heutige Europa ist gleichwohl ein ‚Gemeinwesen‘ von politischen Subjekten, die autonom konstituiert sind. Die Pakte und Verträge, die sie eingehen, können durch keine höhere Rechtsquelle ratifiziert werden und erhalten ihre Geltung aus keiner der üblichen Kategorien der modernen Staatlichkeit. Gerade angesichts dieser zunehmenden Komplexität der modernen Geschichte kann Althusius wichtige Hilfsmittel anbieten. Die vierzehn Beiträge dieses Buches versuchen, das Verhältnis des Althusius zu der Moderne in dieser Perspektive zu erforschen, und dies sowohl durch die Erörterung der entscheidenden Begriffe seiner Lehre als auch durch eine Schilderung der Kräfte, die in seinem historischen Umfeld wirkten.