Wasterkingen – ein Dorf und seine Grenzen

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Wasterkingen, das im Jahr 1102 erstmals erwähnte, kleine Dorf in der nordwestlichen Grenzecke des Kantons Zürich, ist nur selten ins Scheinwerferlicht der Geschichte getreten. Interessant wird ein Blick in die Vergangenheit aber durch die Grenzsituationen, in welche die Gemeinde immer wieder geriet. Sie kämpfte dauernd um ihre Eigenständigkeit: zum Beispiel für eine eigene Schule, einen eigenen Pfarrer oder um 1900 für eine eigene Telefonleitung unter Umgehung von Hüntwangen (‚aus Diskretionsgründen‘).
Während sich die dörfliche Gemeinschaft gegen Fremde abzugrenzen versuchte, schotteten sich innerhalb des Dorfes die Reichen gegen die Armen ab. Die Kleinheit und die beschränkten Ressourcen der fast ausschliesslich von der Landwirtschaft lebenden Gemeinde führten immer wieder zu Zerreissproben. So wollten 1589 die Dorfrichter ihr Amt niederlegen, weil sie von Dorfgenossen angefeindet wurden. 1701 gipfelte das gegenseitige Misstrauen im spektakulärsten und zugleich letzten Hexenprozess auf Zürcher Staatsgebiet. Er kostete acht Personen das Leben und lähmte das Dorfleben noch jahrzehntelang.