Attac: Sand im Getriebe

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Attac stellte im Januar in der berühmten Pariser Konzerthalle Zénith sein Manifest 2002 vor. Die Veranstaltung begleiteten eindrucksvolle Reden von José Saramago, Bernard Cassen, Ignacio Ramonet und anderen. Erfolge wie im Pariser Zénith kennzeichnen die französische Bürgerbewegung neuen Stils seit ihrer Gründung im Frühjahr 1998. ‚Das Virus des neoliberalen Einheitsdenkens aus den Köpfen vertreiben‘, ist für Bernard Cassen, Präsident von Attac-France, ein Ziel.
Attac mit seinem Slogan ‚Ein andere Welt ist möglich‘ ist in Frankreich entstanden – und das ist kein Zufall. Die Verteidigung der Citoyenneté, unübersetzbar ins Deutsche, umfasst viel mehr als nur formale Bürgerrechte. Die Volkserhebungen wie der Sturm auf die Bastille 1789, der Kampf der Pariser Arbeiter für eine soziale Zweite Republik 1848, die Ausrufung der Pariser Commune im März 1871, die massenhaften Demonstrationen gegen ein faschistisches Frankreich im Frühjahr 1934 sind allesamt Versuche, eine soziale Demokratie politisch durchzusetzen, der Geschichte der Sieger die Geschichte der Besiegten entgegenzustellen. Diese gescheiterten Versuche haben ihre Spuren im Geschichtsgedächtnis hinterlassen – bis hin zu Attac.

Ruth Jung (geb. 1957), Autorin und freie Journalistin. Seit 1986 freie Mitarbeit beim Hessischen Rundfunk, seit 1997 Arbeiten für Deutschlandfunk, WDR, SWR und Frankfurter Rundschau. Deutsch-französischer Journalistenpreis 2001 für das Radiofeature ‚Die Welt ist keine Ware – José Bové und der Bauernprotest in Südfrankreich‘. Feature über Attac (2002): ‚Nennen Sie uns bloß nicht Globalisierungsgegner‘.