Die Errichtung der Diktatur

Transformationsprozesse in der Sowjetischen Besatzungszone und in der frühen DDR

Zwischen 1945 und 1952 wurde in der sowjetischen Besatzungszone das nationalsozialistische Unrechtsregime durch ein zweites diktatorisches System ersetzt: Schrittweise und mit massiver Unterstützung der Sowjetischen Besatzungsmacht etablierte die SED ihre Herrschaft und versuchte dabei. die Gesellschaft nach den Prämissen der sozialistisch-kommunistischen Ideologie umzuformen. Wie entfaltete sich die diktatorische Herrschaft und wie gingen die Menschen in der SBZ/DDR mit ihr um? Wie wirkte sich die diktatorische Gesellschaftskonstruktion, das heißt die SED-spezifische Form politisch-staatlicher Gewalt zur Durchsetzung von Herrschaft in Stadt und Land aus? Welche Verhaltensformen entwickelten verschiedene Gesellschaftsgruppen und –schichten gegenüber dem Wechselspiel von Bündnisangeboten und diktatorischem Zwang durch die SED und die SMAD?
Die Bedingungen, Formen und Folgen des machtpolitisch und ideologisch motivierten Transformationsprozesses, der zu radikalen Eingriffen in die Eigentumsverhältnisse und die soziale Autonomie, aber auch in die persönliche Freiheit und Unversehrtheit führte, werden in dem vorliegenden Aufsatzband an regionalen und lokalen Fallbeispielen vor allem für die gesellschaftlichen Schichten und ihre politische Repräsentation untersucht, die einen Großteil der überkommenen städtischen und ländlichen Gesellschaft ausmachten, die aber auch schon von den Folgen des Krieges und der nationalsozialistischen Kriegswirtschaft in der einen oder anderen Formen getroffen waren: der gewerblich-industrielle Mittelstand, die ländliche Gesellschaft sowie die Sozial- und Statusgruppe der Flüchtlinge und Vertriebenen. Damit beziehen sich die Untersuchungsfelder auf die Gruppen und Schichten der regionalen und lokalen Gesellschaft, die am Ende zu den Segmenten gehören, die in besonderer Weise zu der „Restgesellschaft“ (Jarausch) der DDR gehörten.