Es ist dies eine Errungenschaft unseres Jahrhunderts des Intellektualismus, in dem kein Platz mehr für Gefühlswerte geblieben ist. Wir leben in einer Zeit ohne Glauben, wir überschätzen den Intellekt und die Technik und verschließen uns dafür die Seelenkräfte, aus denen wir Ewigkeitswerte schaffen könnten. Wir dünken uns hocherhaben über die naiven, primitiven Menschen vor unserer Zeit und bedenken nicht, wie viel Weisheit wir ihnen verdanken. Wir glauben die Natur zu beherrschen und bauten doch so vieles erst auf den Errungenschaften auf, die uns, wenn auch oft in verhüllter Form, von den Alten überliefert worden sind. Auch der primitive Mensch, der Naturmensch, strebte zunächst nach der Herrschaft über die Naturkräfte. Er sah sich den Gewalten der Natur und der Ordnung des Werdens und Vergehens schicksalsmäßig preisgegeben und musste schon aus Selbsterhaltungstrieb nach einem Urheber dieser Schicksalsgewalt und nach Mitteln suchen, sich diesen zu entziehen oder ihren Einfluss auf sein Dasein abzuwenden, sich Möglichkeiten zu schaffen, um sein Leben und seinen Besitz zu sichern. Von hier bis zum Glauben an übernatürliche Wesen war nur ein Schritt, zumal sich der Primitive die Naturgewalten nur als personifizierte Wesen vorstellen konnte, welche er als Urheber der ihn betreffenden guten oder bösen Ereignisse ansah. So musste Glaube und Aberglaube entstehen, so entstand auch der Trieb, sich Abwehrmittel zu schaffen oder Mittel zur Erwerbung der Gunst der von ihnen selbst eingesetzten Götter. Dies geschah in Form von Opfern, Gebeten oder auch durch geweihte Gegenstände, die von den Vertretern dieser Götter, den Medizinmännern oder später den Priestern vermittelt wurden, eben durch Amulette oder Talismane. Der Gebrauch dieser Schutzmittel hat sich durch die Jahrtausende hindurch erhalten und ist auch in unserer jetzigen „so aufgeklärten Zeit“ keineswegs verschwunden, nur die Form und die Herstellungsweise haben sich entsprechend gewandelt. Aus dem wirksamen Amulett das ein Priester weihte oder ein weiser Magier mit fluidischen Kräften lud, ist ein modernes Schmuckstück geworden, das, fabrikmäßig hergestellt, naturgemäß keine der Wirkungen mehr haben kann, welche die magische Kunst der alten Eingeweihte ihm verlieh.
Indessen gibt es auch heute noch wirkliche Talismane und Amulette, die nach den Vorschriften der Alten hergestellt, auf den jeweiligen Träger abgestimmt sind und diesem Kräfte übermitteln, von denen der durch keinerlei Wissen um magische Zusammenhänge beschwerte Allesbesserwisser der Jetztzeit sehr gern Gebrauch machen würde, wenn er auch nur zu ahnen vermöchte, was er durch sie erreichen kann. Bevor wir jedoch auf die Beschreibung und Herstellung dieser „Magneten des Glücks“ selbst näher eingehen, wollen wir eine kleine Übersicht übe die geschichtlichen Überlieferungen der talismanischen Kunst und Literatur geben und den Gebrauch ihrer Erzeugnisse bei den verschiedensten Rassen im Laufe der Zeit verfolgen.
- Veröffentlicht am Dienstag 1. Februar 2005 von Bohmeier, J
- ISBN: 9783890944289
- 216 Seiten
- Genre: Grenzwissenschaften, Parapsychologie, Sachbücher