Theaterspuren

Jüdisches Theater in Ostgalizien und der Bukowina

von

„Hier vor deinen Augen, in drei kurzen Stunden, verändern sich Menschen und Welten und das ganze Leben!“ schreibt ein Schauspieler nach dem Besuch einer Vorstellung des jüdischen Theaters in Lemberg, bei dem die jiddisch sprechende Bevölkerung Unterhaltung suchte.
Ursprünglich aus einem religiösen Umfeld – inspiriert von Geschichten aus der Bibel – entstanden, hatte sich gegen Ende des 19. Jahrhunderts ein eigenständiges jüdisches Theater entwickelt, das zunächst bestrebt war, von den Sorgen und Mühen des Alltags abzulenken. Später ging es nicht mehr nur um Vergnügen: Die jüdische Theaterkultur spielte eine zunehmend wichtige Rolle bei der Entwicklung einer neuen jüdischen Identität und erlebte sogar vor dem Hintergrund des wachsenden Antisemitismus einen enormen künstlerischen Aufschwung.
Das Buch schildert die Theater und Spielstätten in Lemberg und Czernowitz mit ihren zahlreichen Ensembles und Truppen, den Gastspielen und Theaterstücken, ihren Schauspielern und Intendanten. Es zeigt anhand jüdischer Pressestimmen die Atmosphäre der Zeit und macht insofern die Wechselwirkung politischer und kultureller Entwicklung deutlich.
Der Autorin ist es unter schwierigen Bedingungen gelungen, ein kaum beachtetes Stück europäischer Kulturgeschichte aufzuarbeiten und die bunte Welt des vielfältigen Theaterlebens Ostgaliziens und der Bukowina in ein spannendes Buch zu fassen.