„Ein jedes Ding und Lebewesen ist – so, wie es ist – seiner Natur nach vollkommen.“
Das ist, auf einen Satz gebracht, die alle Vorstellungen von einem „Pfad der meditativen Entwicklung“ über den Haufen werfende Essenz der höch?sten Lehren des tibetischen Buddhismus: des Dzogchen, der Mahamudra und des Mittleren Weges (M?dhyamak?). Diese Lehre, auch das „tibetische Zen“ genannt, entspricht dem Aspekt der absoluten Wahrheit.
Vom relativen Standpunkt unserer gewohnten Sicht der Dinge gesehen, hat diese revolutionäre Aussage seit je zu einem gravierenden Mißverständnis geführt: Wenn wir sowieso schon „vollkommen“ sind, warum sollten wir uns dann noch darum bemühen, ein besserer Mensch zu werden? Was soll dann all das Gerede von einer spirituellen Schulung? Und ist das Streben nach Erleuchtung mit meditativen Methoden dann nicht ein gigantischer Irrtum?
Nyoshul Khenpo war einer der bedeutendsten tibetischen Meditationsmeister der Moderne. Als Vertreter der „nichtsektiererischen“ Übertragungslinie erhielt er noch in Tibet eine umfassende spirituelle Schulung durch die größten Meister aller Linien des tibetischen Buddhismus. Nach seiner Flucht lehrte dieser lebende Buddha auch im Westen und pflanzte hier den Samen der Übertragungslinie der natürlichen Großen Vollkommenheit. In diesem ungemein inspirierenden Buch macht er deutlich, daß der relative und der absolute Aspekt der Wahrheit – also auch „innere Entwicklung“ und „immer schon vorhandene natürliche Vollkommenheit“ – einander nicht widersprechen. Erst im ausgewogenen Zusammenspiel beider Sichtweisen wird ein Schuh daraus. Ein Schuh, in dem wir den Pfad unserer eigenen natürlichen Großen Vollkommenheit beschreiten können.
Übersetzt von Stephan Schuhmacher.
- Veröffentlicht am Freitag 15. Juli 2005 von Arbor
- ISBN: 9783936855005
- 253 Seiten
- Genre: Philosophie, RELIGION, Sachbücher, Weitere Weltreligionen