Konflikte kommunizieren

Die Briefe des Grüninger Landvogts Jörg Berger an den Zürcher Rat (1514-1529)

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Um 1500 gewannen die institutionellen Strukturen im Zürcher Stadtstaat festere Konturen. Dabei kam den Landvögten eine wichtige Funktion zu. Sie residierten in den stadtfernen Gebieten als Repräsentanten der städtischen Obrigkeit. Über ihre Kommunikation mit dem Zürcher Rat war bisher kaum etwas bekannt.
Das Schriftgut des Grüninger Landvogts Jörg Berger eröffnet einen differenzierten Einblick in die herrschaftliche Kommunikation eines Zürcher Landvogts zur Zeit der Mailänder Kriege, der Bauernunruhen und der Reformation mit ihren Täufer-unruhen. Landvogt Berger hat ein für diese frühe Zeit einzigartiges Schriftgut hinterlassen, bestehend aus rund 150 meist von ihm selbst geschriebenen Briefen an den Zürcher Rat und einer als ‚Bergerbuch‘ bekannten Sammlung von Rechtstexten, die ihm als Handbuch und schriftliche Grundlage für seine Amtsführung diente. In Bergers Briefen wird hauptsächlich über Konflikte berichtet. Aus diesem Grund stehen neben regionalhistorischen Aspekten die Themenbereiche Kommunikation und Konflikt sowie deren Interdependenz im Mittelpunkt der Untersuchung. Exemplarisch werden die Kommunikationsvorgänge nach Formen und Funktionen unterschieden und die verschiedenen Konfliktfelder analysiert. Dabei zeigt es sich, dass Briefe mehr als nur Kommunikationsmedien waren. Eindrücklich kommt dies bei den sogenannten bestellten Briefen zum Ausdruck, die Berger beim Zürcher Rat anforderte und für die Herrschaftsausübung vor Ort nutzte.