Beinahe täglich wird in den Medien von Menschen berichtet, die ausgewiesen, abgeschoben, vertrieben werden. Ausgeblendet bleibt dabei zumeist die lange Tradition dieser Praktiken auf dem europäischen Kontinent, mit denen sich dieses Buch beschäftigt.
Der zeitliche Rahmen spannt sich von den Stadt- und Landesverweisungen der frühen Neuzeit über die Vertreibungen von ethnisch-religiösen Bevölkerungsgruppen im 16. und 17. Jahrhundert, die Umsiedlungsmaßnahmen und Transmigrationen des 18. Jahrhunderts, das Schubwesen und die politischen Vertreibungen des 19. Jahrhunderts bis hin zu den Verfolgungen, Ausbürgerungen, Zwangsmobilisierungen und Massenvertreibungen im 20. Jahrhundert. Nachgezeichnet werden die verschiedenen von diesen Maßnahmen betroffenen Bevölkerungsgruppen, die politischen und ökonomischen Rahmenbedingungen sowie die daran beteiligten Interessengruppen und Profiteure. Besonderes Augenmerk wird auf den Staatsbildungsprozess seit dem 18. Jahrhundert und auf die damit verbundenen rechtlichen Instrumente, das Heimatrecht und die Staatsbürgerschaft, gelegt.
Aus dem Inhalt:
Sylvia Hahn, Andrea Komlosy, Ilse Reiter: Einführung
Hans-Heinrich Nolte: Zwischen Duldung und Vertreibung: (Ethno-)religiöse Minderheiten im europäischen Vergleich.
Gerd Schwerhoff: Vertreibung als Strafe der Stadt- und Landesverweis im Ancien Régime.
Andrea Komlosy: Der Staat schiebt ab. Zur nationalstaatlichen Konsolidierung von Heimat und Fremde im 18. und 19. Jahrhundert.
Ernst Wangermann: Emigration und Transmigration österreichischer Protestanten im 18. Jahrhundert.
Sylvia Hahn: „. über die Grenze getrieben“ – Politische Emigration und Exil im 19. Jahrhundert.
Hanns Haas: Ethnische Homogenisierung unter Zwang – Europäische Experimente im 20. Jahrhundert.
Fikret Adanir: Bevölkerungsverschiebungen und Siedlungspolitik im Dienste der ethnischen Homogenisierung: die Balkanhalbinsel und Kleinasien, 1878-1923.
Ilse Reiter: Nationalstaat und Staatsbürgerschaft in der Zwischenkriegszeit. AusländerInnenausweisung und politische Ausbürgerung in Österreich vor dem Hintergrund des Völkerrechts und der europäischen Staatenpraxis.
Helga Embacher: „Plötzlich war man vogelfrei“. Flucht und Vertreibung europäischer Juden
Beat Leuthardt: Von Menschenfreunden zu dezenten Despoten. 30 Jahre europäische Fremdenpolitik
- Veröffentlicht am Mittwoch 31. Mai 2006 von Studien Verlag
- ISBN: 9783706543019
- 268 Seiten
- Genre: Geschichte, Sachbücher, Sonstiges