Fünf Jahre meines Lebens

Ein Bericht aus Guantanamo

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Als der 19jährige Murat Kurnaz, in Bremen geboren und aufgewachsen, Anfang Oktober 2001 nach Pakistan reist, um eine Koranschule zu besuchen, ahnt er nicht, welches Martyrium ihn erwartet – und dass er seine Familie viereinhalb Jahre nicht wiedersehen wird. Bei einer Sicherheitskontrolle wird er wenige Wochen nach seiner Ankunft festgenommen und von der pakistanischen Polizei gegen 3000 Dollar Kopfgeld an die US-Streitkräfte verkauft. Er wird ins afghanische Kandahar gebracht, dort gefoltert, und kurz darauf ins Häftlingslager Guantanamo geflogen. Bald finden die Amerikaner heraus, dass der junge Türke aus Bremen unschuldig ist – dennoch muss Murat Kurnaz mehr als 1600 Tage die Hölle von Guantanamo ertragen: Verhöre, Folter, Isolationshaft, Käfighaltung, viereinhalb Jahre fast ohne Schlaf. Erst 2006 wird Kurnaz entlassen – und erfährt, dass die deutschen Behörden schon lange von seiner Unschuld wussten, aber nichts unternahmen, um seine Rückkehr zu ermöglichen. In diesem Buch erzählt Kurnaz seine unglaubliche Geschichte – ohne Hass, aber sehr klar und detailliert. Er beschreibt seine schrecklichen Erlebnisse während seiner Gefangenschaft: Wie er an Ketten stundenlang aufgehängt wurde, wie er beißender Kälte und brütender Hitze ausgesetzt wurde – und man ihn über sieben Wochen lang alle zwei Stunden verlegte, damit er nicht schlafen konnte. Er schildert das Vegetieren in Maschendrahtkäfigen, die Misshandlungen durch Elektroschocks und Isolationshaft. Und er gibt auch ein genaues Bild des „Systems Guantanamo“: einer Welt der Rechtlosigkeit und Willkür, in der Gefangene wie Tiere behandelt werden.