Die Christianisierung der heidnischen Bräuche und Gottheiten

Die germanischen Ursprünge der deutschen Kirchenheiligen und Heiligenfeste von Walburg, Verena und Gertrud

von

Dem allgefeierten ersten Mai geht die Walpurgisnacht unmittelbar voraus, der heitersten Naturfreude – die verderbenbringende Hexennacht. In ihrer ursprünglichen Bedeutung, die jungfräuliche Maikönigin Walburg, die aus dem frischen Grün der Haine über den tauigen Anger her in unser Dorf einziehend, empfangen und umjubelt von der maientragenden Kinderschar. Im Christentum verwandelt in eine, auf finsterer Berghöhe entsetzliche Nachtkönigin, die Hagel und Schloßensturm, Misswuchs und Seuche brauend, unkeusche Satanstänze abhaltend, eine Feindin des Wachstums und der Zeugung wird. Welch ein Kontrast binnen so kurzer Zeit und welche Paarung der Brockenhexe und der Kirchenheiligen unter ein und demselben Namen! Und so erging es nicht nur Walburg.
Die nachfolgende Untersuchung zeigt den Zusammenhang dieser getrennten, so hart sich widersprechenden, Hälften eines ursprünglich einheitlichen Wesens auf. Diese Hälften zu würdigen und in ihrer Gesamtheit eines germanischen Götterbildes wieder zu verbinden, dies war erklärtes Ziel dieses Buches. Zu diesem Zweck wird hier eine Skizze der Walpurgislegende nach deren ältester Aufzeichnung, unter Weglassung der ausschmückenden kirchlichen Zutaten, vorgestellt und zudem auf die Ursprünge von vielen heidnischen Feste eingegangen, – wie zum Beispiel des ‚Valentintages‘ den viele heute noch feiern.