Das Höhlenhaus der Träume

Filme, Kino & Psychoanalyse

von

Mechthild Zeul geht davon aus, dass Filme nicht nur gesehen, sondern auch beim Besuch in der ‚Kino-Höhle‘ ‚verschlungen‘ werden. Diese Regression fällt Frauen leichter als Männern. Damit entsteht ein intensiveres und durchdringenderes Verständnis des Mediums Film im Kino durch den weiblichen Blick.

Zeuls Filminterpretationen und Ansichten über das Kino verdanken sich einem intersubjektiven Zugang: Der Film wird zu meinem Partner, mit dem ich interagiere. Er hat die Qualität eines ‚Übergangsobjekts‘.
Im Prozess des Erlebens und des Verstehens der filmischen Erzählung mit Hilfe von Übertragung und Gegenübertragung bewege ich mich in einem ‚intermediären Raum‘ (Winnicott). In diesem Raum mischt sich psychische mit äußerer Realität.
Zeul bezeichnet diesen Raum als ‚Höhle‘ im filmischen Erleben. Daraus ergeben sich neue Perspektiven und Erkenntnismöglichkeiten, die in diesem Buch darlegt werden.

Inhalt

I. Vorwort

II. Geschichtliche Anmerkungen zu Psychoanalyse und Film

III. Eigenständigkeit von Filmästhetik

IV. ‚Die Urhöhle als Höhlenhaus der Träume‘ (René Spitz)

Sich in den Film fallen lassen, vom Film geschluckt (gegessen) werden
Traumleinwand (dream screen): Regression auf Kontakt- und Fernwahrnehmung
Bildlose Träume (blank dreams):Regression auf die vorbildliche Phase in der Entwicklung

V. Der aktive ‚Zuschauer-Säugling‘

Anmerkungen zu Bellours Thesen zur Filmtheorie
Das Blickverhalten des Säuglings
Die Welt der vermischten Sinneswahrnehmungen – der vermischten Gefühle

VI. Weibliche Rezeption von Film

Anmerkungen zur feministischen Filmtheorie
Weiblichkeit in der Psychoanalyse
Die homosexuelle Phase in der weiblichen Entwicklung
Verliebtheit: Die Wiederbelebung der frühen großartigen Mutter-Tochter-Beziehung und Rezeption von Film
Anmerkungen zur präverbalen Verliebtheit des Jungen in die Mutter

VII. Psychoanalytische Methoden der Filmanalyse

Die Verwendung von Übertragung
Die Bedeutung von ‚plötzlichen Momenten‘ und ‚Momenten der Begegnung‘ für die Analyse von Film
Psychoanalytische Situation und Filmsituation: Ähnlichkeit und Verschiedenheit
Schwierigkeiten bei der Filminterpretation

VIII. Filmanalyse als kontrollierte Selbstanalyse

Das Konzept der Selbstanalyse
Filminterpretation ohne Filmprojektion
Zur Methode der Filminterpretation
Filmanalysen sind keine psychoanalytischen Fallgeschichten

IX. Filminterpretationen

Der Blick

Die Geschichte einer Leidenschaft:
Brief Encounter (1945), David Lean, Großbritannien
Gilda – weiblich gesehen:

Gilda (1946), Charles Vidor, USA
‚Wenn Blicke töten könnten.‘
Ensayo de un crimen (1955), Luis Buñuel, Mexiko
Die Gestaltung der Phantasie von Madame Butterfly über den Blick:

M. Butterfl y (1993), David Cronenberg, USA

Das Gesicht

Das Antlitz der Marmorstatue:

The Barefoot Contessa (1954),
Joseph L. Mankiewicz, USA
Das Gesicht, das verhüllt:

Madame Bovary (1992), Claude Chabrol, Frankreich

Räume

Des Meeres und der Liebe Wellen:

Ryan’s Daughter (1970), David Lean, USA
Winter: Fargo (1996), Joel und Ethan Coen, USA

X. Zur Psychoanalyse des Films

Die Autorin:

Mechthild Zeul, Dipl.-Psych., Dr. phil., Psychoanalytikerin, niedergelassen in eigener Praxis in Frankfurt am Main und Madrid, langjährige Redakteurin und Mitherausgeberin der Zeitschrift Psyche, zahlreiche Veröffentlichungen zu den Gebieten Psychoanalyse und Weiblichkeit, psychoanalytische Krankengeschichten, Psychoanalyse und Film, zuletzt: Carmen & Co. Weiblichkeit und Sexualität im
Film (1997).