Bibliotheca Bibliographica Aureliana

Herausgegeben von Christian Scheidegger unter Mitarbeit von Belinda Tammaro. 2 Bde: 2008/2009

Die Zentralbibliothek Zürich besitzt 1526 Inkunabeln. Gemessen an der Gesamtproduktion gedruckter Bücher bis 1500 sind das verschwindend wenige, und auch im Vergleich mit großen ausländischen Bibliotheken hat die hiesige Sammlung nur einen bescheidenen bis mittleren Umfang. Ihre Erschließung in Form eines gedruckten Katalogs lohnt sich dennoch, weil das Hauptaugenmerk auf die Beschreibung der Einzelexemplare gerichtet ist. In den vergangenen Jahrzehnten sind viele solcher Inkunabelkataloge im Druck erschienen, bisher jedoch nur wenige von Schweizer Bibliotheken. Um so erfreulicher ist es deshalb, der Fachwelt und allen sonst Interessierten diesen neuen Katalog vorstellen zu dürfen. Die Inkunabelsammlung der Zentralbibliothek Zürich ist aufgrund ihrer Geschichte und Zusammensetzung nicht nur von regionaler Bedeutung. Zu erwähnen sind zum Beispiel 21 Titel aus dem Besitz oder mit Annotationen von Huldrych Zwingli. Sie und viele Inkunabeln aus vorreformatorischen Büchersammlungen gelangten in die 1532 gegründete reformierte Stiftsbibliothek am Großmünster Zürich. Interessant, aber nur wenig untersucht sind in diesem Zusammenhang die Bände aus dem Augustiner-Chorherrenstift St. Martin auf dem Zürichberg. Die zweite wichtige Vorgängerbibliothek war die 1629 gegründete Stadtbibliothek Zürich, die durch zahlreiche Schenkungen ein rasches Wachstum erlebte und zu Beginn des 20. Jahrhunderts mehr als 800 Inkunabeln zu ihren Zimelien zählte. Die Wiegendrucke in der 1835 gegründeten Kantonsbibliothek Zürich stammten zum größten Teil aus der reformierten Stiftsbibliothek und dem 1862 säkularisierten Kloster Rheinau. Die Zentralbibliothek Zürich vereinigte schliesslich 1917 die genannten Sammlungen. Ein Sammelschwerpunkt ist nicht feststellbar. Vertreten sind Gelehrtes und Volkstümliches, wissenschaftliche Theologie und Erbauungsliteratur, antike, scholastische und humanistische Autoren; es sind Werke des gesamten Wissens im Spätmittelalter, neben der Theologie und Philosophie hauptsächlich Sprachen, Literaturen, Recht, Medizin und Geschichte. Unter den vielen Besonderheiten sei auf eine italienische Prachtbibel, illuminiert vom Pico-Meister, und ein Dutzend Unikate aufmerksam gemacht. Der Katalog verzeichnet alle Inkunabeln in der Zentralbibliothek Zürich in alphabetischer Ordnung der Verfassernamen und anonymen Sachtitel. Neben dem editorischen Teil werden Buchschmuck, Annotationen, Vorbesitz und Einband beschrieben.