Ethnotourismus ist jene spezifische Reiseform, die Touristen gezielt zu ‚fremden und ursprünglichen‘ Kulturen führt, wobei die lokale Bevölkerung selbst als Objekt des touristischen Interesses im Mittelpunkt steht. Dabei wird den Bereisten, seien es die Himba in Namibia, die Akha in Nordthailand oder die Alpenbewohner Österreichs, eine Exotik zugeschrieben, die die Sehnsüchte der Reisenden erwecken und vorprogrammierte Erwartungen erfüllen soll. Das Phänomen Ethnotourismus geht auf das Zeitalter der Entdeckungsreisen zurück, indem sich die exotischen Vorstellungen über ‚edle Wilde und Barbaren‘ vor allem durch Reiseberichte, Kunst und später auch durch die Fotografie verbreiteten. Von diesen Vorstellungen macht auch der moderne Ethnotourismus Gebrauch.
Das Buch setzt sich aufbauend auf theo retischer Literatur und empirischen Fallstudien mit dem Ethnotourismus, seinen Akteuren und unterschiedlichen Erscheinungsformen auseinander und analysiert das komplexe Beziehungsgeflecht zwischen Reisenden, Bereisten und Tourismusindustrie.
Anhand vorgestellter Fallstudien aus Lateinamerika, Afrika, Südost asien und Europa werden Themenbereiche wie Partizipation lokaler Bevölkerung, touristische Vermarktung, Konstruktion touristischer Räume sowie sozio-kulturelle und sozio-ökonomische Auswirkungen diskutiert. Auch in den Wissenschaften ist die Grenze zwischen Tourist und Forscher oft unschärfer als uns lieb ist. Und am Ende der Lektüre wird man sich noch einmal die Frage stellen, wer nun die Wilden im Ethnotourismus sind.
- Veröffentlicht am Dienstag 24. Dezember 2024 von Mandelbaum
- ISBN: 9783854763185
- 200 Seiten
- Genre: Geschichte, Sachbücher, Sonstiges