Die Riesen des germanischen Mythos

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Die älteste Geschichte der Riesen fällt mit der Schöpfungssage der Germanen zusammen. Wie alle Naturreligionen beginnt der germanische Mythos mit der Annahme eines gestalt- und teillosen Urzustandes, eines gähnenden Schlundes, worin sich der phantastische Gedanke an ein allesenthaltendes Chaos ausdrückt. Alles das war vorhanden aber es bedurfte zum Leben die ‚Unterscheidung‘. Dieselbe beginnt durch Hervortreten des Lichtes und der Wärme aus der Finsternis und Kälte.
Im Norden bildet sich Niflheim, die kalte Nebelwelt, im Süden Muspellheim, die lichte Feuerwelt. Aus der Mitte der Nebelwelt entspringt ein rauschender Quell dem zwölf Ströme entrinnen, die aber durch die Kälte vereisen und ein mächtiges Schnee- und Eislager gegen Norden aufschichten. Die Funken welche aus Muspellheim herumflogen, erreichten dasselbe und es begann zu schmelzen.
Ein lebendiges Wesen erhob sich aus dem tropfenden Wasser die erste Belebung der elementaren Gewalt, der Urvater der Riesen: Ymir. Dieser sank in Schlaf, und in fruchtbarem Schweiße wuchs ihm ein Sohn und eine Tochter unter den Armen hervor und einer seiner Füße zeugte mit dem andern einen sechsköpfigen Sohn. So kam das Geschlecht der Riesen in die Welt.
Der Autor, zeigt auf, dass der Grundgedanke der Entstehung eines Urwesens aus dem Zusammenwirken der ersten deutlich heraustretenden Kräfte schon lange vor der Einwanderung der Germanen in das nördliche Europa bestand. Er führt uns zu den Ursprüngen des Mythos und fügt diesen so greifbar und lebendig zu einem vergleichenden Gesamtbild zusammen, dass man die Hitze des Feuers spüren und die Kämpfe der Riesen mitfühlen kann.