Porno in Deutschland

Reise durch ein unbekanntes Land

von

Ein Jahr lang ist der Autor Philip Siegel durch ein Deutschland gereist, das die Leser so zum ersten Mal kennenlernen. Es ist das Deutschland der Porno-Dreharbeiten, der weiblichen und männlichen Darsteller, der Profis und Amateure, der Regisseure und Produzenten, der unterschiedlichsten sexuellen Fantasien und Sub-Genres wie Gang-Bang, SM, Fetisch, Swinger, zahllosen billigen Amateurclips, der wenigen Hochglanz-Produktionen, der so genannten Frauen- und der Schwulen-Pornos.

Was die hier rund hundert vorgestellten Männer und Frauen erstmals über die Herausforderungen ihrer Arbeit mit der Lust, über Sexualität und die Gesellschaft zu erzählen haben, bricht mit zahllosen Klischees und Vorurteilen, die nach wie vor das Bild der Branche in der Öffentlichkeit bestimmen. Gleichzeitig entsteht durch die genannte Schilderung der Dreharbeiten wie auch durch grundsätzliche Einschübe zu Historie, Zensur und Problemen der Visualisierung von Sex ein Gesamtbild pornografischer Produktion in Deutschland.

Bei den zahlreichen Porno-Drehs wird für den Autor immer deutlicher: Pornographie ist in Deutschland oft mehr als nur ein Geschäft. Denn ohne die Widersprüche von Geld und Lust, Inszenierung und Spontaneität auszublenden, zeigt sich: Porno kann für deren Protagonisten zu einem Freiheitsraum der Experimente, der Wagnisse und der Selbsterfahrung werden – ein Gegengewicht gesellschaftlichen Verpflichtungen und Zwängen.

Diese Reise durch ein unbekanntes Deutschland, dem weltweit immerhin der zweitgrößte Markt für Pornografie, konfrontiert den Leser/die Leserin mit vielleicht noch verborgenen Seiten der eigenen Sexualität, am Beispiel derer, die sie – drastisch, naiv, berechnend, lustvoll – vor und hinter der Kamera ausleben.