Vom Zedernland zum Eichenwald

Erinnerungen eines rebellischen orientalischen Christen

von

Der Rat meines Großvaters an die Bäuerinnen seiner Gemeinde, sie sollen sich zu dem Weihwasser gegen die Mäuse eine Katze besorgen, öffnete mir schon als Kind die Augen für die Realitäten der Welt und förderte mein kritisches Denken. Der Kampf meines Vaters gegen die Willkür der Feudalfamilien in meinem Geburtsort Tannourin schärfte meinen Sinn für Mut und Selbstachtung.
Das tragische Schicksal der Juden im zweiten Weltkrieg und die Tragödie des palästinensischen Volkes nach der Gründung des Staates Israel 1948 weckten in mir einen ausgeprägten Sinn für Gerechtigkeit und drängten mich ständig, nach einer friedlichen Lösung für den Nahostkonflikt zu suchen.
Mein Engagement als Theologe, den orientalischen Kirchen zu helfen, ihre eigene ehrwürdige spirituelle und theologische Tradition zurückzugewinnen, wurde missverstanden und als Attacke gegen Rom empfunden. Lange hielt ich Stand gegen den Druck, der auf mir lastete, um den Inhalt meiner Lehre zu ändern. Gegen mein Wissen und Gewissen lehren konnte und wollte ich nicht. Lieber opferte ich (freiwillig) meine Professur an der Heilig-Geist-Universität von Kaslik. Mein Kampf für Reformen innerhalb des ‚Libanesischen Maronitischen Ordens‘ bescherte mir zahlreiche Feinde und zwang mich schließlich, den Orden zu verlassen und mein Leben neu zu ordnen.