‚Es wird im Leben dir mehr genommen als gegeben …‘ Lexikon der aus Deutschland und Österreich emigrierten Filmschaffenden 1933 bis 1945

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‚Es wird im Leben dir mehr genommen als gegeben …‘ Der Titel dieses Personenlexikons greift auf ein wehmütiges, in der Emigration von Hans May komponiertes, von Ernst Neubach getextetes und vom legendären Tenor und Schauspieler Joseph Schmidt vorgetragenes Filmlied zurück. Diese Zeile spiegelt perfekt die Stimmung vieler aus Deutschland Vertriebener jener Jahre wider – überwiegend Juden auf der Flucht vor dem Nazismus in der alten Heimat, die nicht mehr ihre Heimat sein konnte.

Das vorliegende Werk enthält rund 575 Biografien der aus Deutschland und Österreich emigrierten Filmschaffenden zwischen 1933 und 1945. Zehn Jahre zuvor brachte der Hamburger Kunsthistoriker und Filmwissenschaftler Weniger das achtbändige Nachschlagewerk ‚Das große Personenlexikon des Films’ heraus, das sich mittlerweile als Standardwerk im Sektor der internationalen Filmbiografien etabliert hat. 2008 folgte das Buch ‚Zwischen Bühne und Baracke. Lexikon der verfolgten Theater-, Film- und Musikkünstler 1933 bis 1945’, zu dem dieses Werk eine ebenso logische wie kongeniale Ergänzung ist.
Das informative und alle Aspekte dieser Thematik ausführlich behandelnde und ausleuchtende Vorwort gibt einen Überblick über die Ausgangssituation der Filmkünstler in den 30er Jahren in Deutschland und Österreich. Weniger geht dabei auch auf die Auswirkungen nationalsozialistischer Kulturpolitik ein und beschreibt anhand von Einzelbeispielen die Probleme geflohener Künstler in ihren Exilländern und die dort vorgefundenen, von Land zu Land sehr unterschiedlichen Arbeitsbedingungen für die Emigranten.
In drei Kapiteln zeichnet Weniger die Schicksale emigrierter Filmschaffender nach, wobei die wichtigsten Emigranten ausführlich mit Bio- und Filmografie beschrieben werden. Selbstverständlich sind in diesem Werk so bekannte Namen wie Lilian Harvey, Conrad Veidt, Billy Wilder, Elisabeth Bergner und Franz Wachsmann zu finden. Zahlreiche bislang kursierende Irrtümer in bereits vorliegenden Künstlerbiografien konnten aufgedeckt und beseitigt werden, zu einer Fülle von bekannten Filmschaffenden wie etwa Reinhold Schünzel, Franziska Gaal, Richard Eichberg, Detlef Sierck, Curt Goetz oder Ludwig Berger werden bislang unbekannte Kerninformationen aus der Exilzeit vorgestellt. Selbst die Biografien nur sporadisch filmtätiger Künstler wie die der Theatermacher Bertolt Brecht und Victor Barnowsky erhalten hochinteressante, neue Aspekte.
Besondere Bedeutung erlangt das vorliegende Buch jedoch vor allem durch die Vorstellung bislang noch niemals präzise biografierter Filmschaffender. Darunter fallen die Schauspieler/innen Josef Almas, Martha Angerstein, Ilse Bois, Grete Freund, Christiane Grautoff, Hilde Jennings, Hannele Meierzak, Lore Mosheim und Hedwig Schlichter, die Spielfilmregisseure Richard Löwenbein und Josef Stein, der Dokumentarist Friedrich Dalsheim, die Drehbuchautoren Katrin Holland und Josef Than, der Filmproduzent Lothar Stark sowie die Cutter Jean Oser und Mark Sorkin.