Beratung zwischen Buchdeckeln: Aufklärung und Heilsversprechen

Der Ratgeber als Medium der Weiterbildung. Historische Kontexte, argumentative Wurzeln und autobiographische Gründe des Buches "Souverän schreiben" (Frankfurter Allgemeine Buch 2007)

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Wie führt man eine gute Ehe? Was tun, wenn der Chef einen mobbt? Wie kocht man das definitive Risotto? Wie lernt man Bauchreden? Unglaublich, womit sich Ratgeber beschäftigen! Lebenshilfe, Beruf, Freizeit – die Lust am Ratholen und Ratgeben scheint grenzenlos. So entstand ein hoch aktives, umsatzstarkes Segment der Sachliteratur, das in jeder Buchhandlung etliche Meter Regalfläche belegt, von der Wissenschaft aber kaum beachtet wird.

Diese Studie geht dem Phänomen Ratgeberliteratur auf den Grund, indem sie nach ihren Wurzeln und historischen Bezügen sucht. Christian Sauer, der selbst mehrere Ratgeber veröffentlicht hat, lotet das diffizile Verhältnis zwischen Leser und Autor aus. Und gelangt zu Einsichten wie dieser: Ratgeber dienen dem Leser nicht, wie man landläufig annimmt, zur aktiven Problembewältigung. Ihre Popularität wurzelt vielmehr darin, dass Ratgeber ihren Lesern ein Nicht-Handeln erträglich machen.

Im Verlauf dieser Studie erziehungswissenschaftlich-ideengeschichtlichen Studie beschäftigt sich Sauer detailliert mit den Aufklärern Gotthold Ephraim Lessing und Christian Gotthilf Salzmann, dem dänischen Pädagogen Christen Kold, amerikanischen Weiterbildungslehrer und Bestseller-Autor Dale Carnegie sowie Autoren wie Vincent Peale und Napoleon Hill, aus der Frühzeit des so genannten Positiven Denkens. Dabei entsteht insbesondere von Carnegie und dem Positiven Denken sowie den jeweiligen Wurzeln erstmals ein detailliertes, wissenschaftlich fundiertes Bild.