Der „kommende Aufstand“ ist schon da, aber er ist inhaltlich so armselig wie die Verhältnisse selbst, die er nirgendwo konzeptionell zu transzendieren vermag. Ohne revolutionäre Theorie keine revolutionäre Bewegung, diese alte Wahrheit muss für die veränderte historische Situation neu erfunden werden. In der Entwicklung und Verbreitung innovativer Inhalte der Reflexion, in der theoretischen Intervention selbst liegt heute die Antwort auf die Frage, was zu tun sei; nicht in ausgeheckten Pseudo-Aktivitäten und nicht im Basteln an kleinen heilen Scheinwelten, die noch hinter den Protestbewegungen zurückbleiben. Wer die kapitalistische Totalität nicht erfassen und bekämpfen will, hat schon verloren. Die kulturalistische und dekonstruktivistische Wende hat in eine Sackgasse geführt, weil sie die versachlichte Logik des Kapitalfetischs vergessen machen sollte, um die Kritik im Design der Partikularitäten verschwinden zu lassen. Es ist dagegen eine Art Universalismus-Streit vom Zaun zu brechen, der die kategoriale Abstraktion als wesentlichen Realitätsbezug kenntlich macht. Den Krisenverhältnissen wird ihre eigene Melodie nicht mit dem Bauch und nicht mit den Füßen vorgespielt.Sicherlich bedarf es einer weltweiten theoretischen Anstrengung vieler Kräfte, um die Paralyse der revolutionären Transzendenz zu überwinden. Aber nicht als bürgerlich-pluralistische Katzenmusik, sondern in der Bestimmtheit des übergreifenden Gegenstands, des Weltkapitals, und als Kampf um die theoretische Wahrheit der Zeit. Die Kritik des auch geschlechtlich bestimmten Wert-Abspaltungs-Verhältnisses hat gezeigt, dass es nicht um eine alte ableitungslogische Kapitalexegese geht; aber gerade deswegen ist erst recht darauf zu bestehen, die in sich gebrochene Totalität des Kapitals auf den Begriff zu bringen.
- Veröffentlicht am Dienstag 13. März 2012 von Horlemann
- ISBN: 9783895023330
- 200 Seiten
- Genre: Gesellschaft, Politik, Sachbücher, Wirtschaft