Die Wahrheit lügen.
Wir müssen die Wahrheit lügen. Anders können wir den Begriff der Wahrheit nicht erfassen. Sprachlich können wir belügen, darin der Sprache immer unsere Gedanken verbergen. Gerade dies aber öffnet uns das Denken. Das Erkennen von Sprache und Schrift ist stets ein Versuch von Bedeutung. Wir lieben das, was wir versprechen. Gerade diese Liebe macht uns blind. Blind für jede Wahrheit. Auch der wahre Text wird durch ein Wort verraten. Damit fällt die Wahrheit. Wird Opfer. Das Opfer wird zum Neubeginn. Durch Lüge und Verrat wird die Wahrheit so zur heiligen Märtyrerin. Dies könnte man für einen erotischen Vorgang der Dichtung halten. Wir entfernen uns von der Wirklichkeit. Gerade die Lügen öffnen unseren Blick auf Wahrheit, die erscheint. Wenn die Wahrheit besiegt und der Verräter gefasst ist, beweist sich die Wahrheit in ihrer Stärke. Sprache als die Wahrheit, steht im Verrat zwischen Judas und Petrus. Die Welt ist alles, was die Lüge ist. Wenn wir die Fenster schließen, schließen wir auch unsere Augen vor der Wahrheit. Wir bleiben mit unseren Lügen im Haus. Die Schwierigkeit, heute Wahrheit zu beschreiben, liegt bei unserem Verlust der Naivität. Bei unseren Bildern und Texten wird die Wirklichkeit zur Lüge und zur alltäglichen Sprache. Wer die Wahrheit nicht für sich selbst erkennt, hat diese nicht verdient. Die Dinge sind nicht das was sie zu sein scheinen. Eine Kathedrale ist kein Bauwerk. Wer das glaubt, ist ein Ignorant. Wer ohne Interessen ist, zerstört alle Werke durch sein Bloßes anschauen. So werden Kathedralen auch nicht von Architekten gebaut, sondern von Dichtern . Alles, was eine Lüge ist, lenkt nur von einer Wahrheit ab. Die Lüge hat keine Wahrheitsbedingung, denn sie ist bedingungslos wahr. Jeder Richter, versucht nur Lügen zu erkennen. An Wahrheit verschwendet er nicht im entferntesten Gedanken. An Wahrheit kann man höchstens glauben. Aber man sollte den Irrtum vermeiden. Der Philosoph liebt die Wahrheit und kennt ihre Probleme. Wenn er sie wüsste, wäre die Philosophie am Ende. Doch schon die Dichter wussten, was die Götter taten. Lügen, stehlen, ehebrechen, und sich gegenseitig betrügen. Das waren Homer und Hesiod, dass nur des Menschen Schimpf und Schande, das was Lüge und Wahrheit ist, nur abstrakte Werte sind. So zeigt die Logik bei Xenophanes, dass die Lüge schön ist, denn wenn der Dichter sie verkündet, ist es nicht mehr die Wahrheit. Nur wer die Wahrheit sagt, aus seinem Standpunkt, der hat bereits gelogen. Er lügt die
- Veröffentlicht am Montag 19. März 2012 von epubli
- ISBN: 9783844220292
- 104 Seiten
- Genre: Philosophie, RELIGION, Sachbücher, Sonstiges