Die Welt wird von einem Frostkönig regiert, der seine Krieger auf die Jagd nach Firebloods schickt. Seit ihrer Geburt muss sich die 17-jährige Ruby als eine der letzten Firebloods vor den Frostbloods verstecken. Aus diesem Grund hat sie nie gelernt, ihre Gabe richtig einzusetzen – wodurch sie auch zu einer Gefahr für sich selbst und alle Menschen um sie herum wird. Doch um die grausame Regentschaft des Königs zu beenden, muss sie sich der Macht in ihr stellen und die Kontrolle über sie gewinnen. Keine leichte Aufgabe für eine junge Frau mit so viel Feuer im Blut, der es sogar schwer fällt, ihr eigenes Temperament zu zügeln. Das muss auch Frostblood Arcus feststellen, der Rubys Fähigkeiten für seine Rebellion gegen den König braucht, und deshalb mit ihr trainiert. Ihre Gemüter – Feuer und Eis – lassen die beiden oft aneinandergeraten, sorgen aber in ihrer Gegensätzlichkeit auch für eine geheimnisvolle Anziehungskraft zwischen den beiden. Doch dann wird auch der König auf sie aufmerksam und Ruby bleibt nicht viel Zeit, um dem Herrscher auf dem Eisthron Einhalt zu gebieten.
Ich habe „Fire & Frost: Vom Eis berührt“ zwar durch und durch gern gelesen, aber ich würde auch nicht sagen, dass die Geschichte um Ruby besonders originell ist. Tatsächlich weist sie einige Parallelen zu anderen bekannten Young Adult- und Fantasy-Romanen auf wie z.B. Die Tribute von Panem oder Die rote Königin. Diese Ähnlichkeiten ziehen sich nicht nur durch die aufgebaute Welt, die Magie, die Legenden und Sagen oder die politischen Strukturen und Machtkämpfe zwischen unterschiedlichen Fraktionen, sondern auch durch die Figuren. Keine von ihnen wirkt besonders neu – weder die Protagonistin Ruby noch ihr Love Interest, ihre Verbündeten oder ihre Feinde – und allen kann man ihre typische Rolle in der Geschichte zuordnen. Nichtsdestotrotz empfand ich sie als eine interessante Variation bekannter (Stereo-)Typen, gut geschrieben, vielfältig und zum Teil ihren Handlungen und ihrer Umgebung gegenüber auch reflektierter als in vielen anderen Jugendromanen. Ruby ist zwar manchmal etwas anstrengend – gern würde man sie schütteln und ihr sagen, dass sie ihr Temperament in den Griff bekommen soll, weil es sie ansonsten von einem Fettnäpfchen ins nächste befördert (oder gar in Gefahr) – aber ihre Charakterentwicklung hat sie mir sympathisch gemacht. Arcus, der junge Mann mit einer geheimnisvollen Vergangenheit, kam mir in der Geschichte leider etwas zu kurz, um zu einer ausgereiften, komplett runden Figur heranzuwachsen, dennoch gefiel mir die Chemie zwischen ihm und Ruby. Auch hab ich mich immer gefreut, Nebenfiguren (besser) kennenzulernen. Elly Blakes Schreibstil hat mir ebenfalls gut gefallen, sowohl in seiner generellen temporeichen Dynamik als auch in den bildhaften Beschreibungen und in den Dialogen, die ich locker, lustig und authentisch fand.
Zusammengefasst lässt sich sagen: Wer etwas komplett Neues sucht oder ein Fantasyepos, in dessen detailliert beschriebener Welt man völlig versinken kann, der wird in diesem Buch eher nicht fündig. Denn vor allem die Welt hätte Elly Blake durchaus mit mehr Details füttern können. Wer aber Geschichten mag, die, auch wenn sie sich bekannt anfühlen, trotzdem spannend sind und quasi all die Dinge vereinen, die sich im Young Adult/Fantasy-Bereich bewährt haben, dabei noch nicht übersättigt von diesem Genre ist und eine schöne, junge, leichte Unterhaltung sucht, der ist mit Elly Blakes Fire & Frost-Reihe sicher gut bedient. Ich jedenfalls warte nun gespannt auf die Fortsetzung.
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