Wenn es nach Alfred Nobel, dem schwedischen Erfinder und Stammvater des Preises gegangen wäre, hätte es einen Preis für Wirtschaft gar nicht gegeben. Denn obwohl er selbst auch Unternehmer war, schien die Ökonomie für ihn keine Rolle zu spielen: ‚Ich habe keine Wirtschaftsausbildung und hasse sie von Herzen‘. Da verwundert es nicht, dass seine Nachkommen alles taten, um diese Auszeichnung aus der Klasse der Nobelpreise fern zu halten – allerdings erfolglos. Inzwischen gibt es einen ‚Preis der Schwedischen Reichsbank für Wirtschaftswissenschaften in Gedenken an Alfred Nobel‘ – wenn auch erst seit 1968. Die Sveriges Riksbank, gegründet 1668 und damit älteste noch existierende Zentralbank der Welt, finanziert den Preis. Die Auszeichnung für Wirtschaft wird zwar zusammen mit den übringen Nobelpreisen verliehen, die Bekanntgabe der Preisträger ist jedoch eine andere. Denn der Wirtschaftsnobelpreis, wie er gemeinhin dann doch genannt wird, hat keinen festen Termin und wird als letzter bekannt gegeben.
Dabei geht die Wirtschaft uns alle an. Kluge Köpfe, interessante Ideen und Theorien, die alles in einem ganz anderen Licht erscheinen lassen, sollten entsprechend gewürdigt und geehrt werden. Die Ökonomik, die Lehre von der Wirtschaft, erforscht den rationalen Umgang mit Gütern, die nur eingeschränkt verfügbar, also knapp sind. Sie wird gern der Menschenferne geziehen. Man denke nur an den homo oeconomicus, der sämtliche Lebensbezüge dem Eigeninteresse und der Nützlichkeit unterwirft. Oder der Ökonomik wird gleich gänzlich der Charakter einer echten Wissenschaft abgesprochen. Dabei kommen in ihr viele Disziplinen zum Zuge, die sich wechselseitig ergänzen: Theorien, Thesen und Ideen aus der Geschichte, der Psychologie und Soziologie, aus den Rechtswissenschaften und der Mathematik, der Philosophie und der Theologie werden in Wirtschaftstheorien eingebaut. Dieser Umstand macht die Wirtschaftswissenschaft zu einer spannenden und universellen Disziplin.
Inzwischen wurde der Wirtschaftsnobelpreis 41 Mal an 64 Personen verliehen, davon genau einmal an eine Frau – an Elinor Ostrom (2009). Er wird nur zu Lebzeiten vergeben. 22 Preise gingen an nur einen Laureaten, 15 Preise wurden halbiert und vier mussten sich jeweils drei Preisträger teilen. Der jüngste Preisträger war Kenneth Arrow mit 51, der älteste Leonid Hurwicz mit 90 Jahren; er ist zugleich der älteste Nobelpreisträger aller Disziplinen. Auch Familienehrungen – in unterschiedlichen Disziplinen – hat es schon gegeben: die Brüder Jan Tinbergen (Wirtschaft 1969) und Nikolaas Tinbergen (Medizin 1973) sowie das Ehepaar Gunnar Myrdal (Wirtschaft 1974) und Alva Myrdal (Frieden 1982).
Der Band Wirtschaftswissenschaften im Rahmen der Reihe ‚Nobel und die Folgen‘ macht in thematisch gegliederten Kapiteln die wechselseitigen Bezüge der einzelnen Preisträger untereinander sichtbar. Theorien werden erläutert und an praktischen Beispielen anschaulich dargestellt.
Die einzelnen Kapitel befassen sich mit folgenden Themenkreisen:
Wachstum und Wandel
Geld und Konjunktur
Spieltheorie
Finanzierung
Wirtschaftsmathematik
Wirtschaftstheorie
Die Preisträger selbst werden portraitiert, ihre wissenschaftlichen Erkenntnisse und deren Auswirkungen auf unsere heutige Zeit ausführlich dargestellt. Die Sprache ist dabei so exakt wie nötig, wenn es um die Theorien geht, bemüht sich aber stets auch für Fachfremde gut nachvollziehbar zu sein. Ergänzt werden die Kapitel durch Essays zu Gegenständen wie Vertrauen und Moral, Konjunkturelle Wellen, Ökonomische Paradoxa, Spieltheorie, Wirtschaftsschulen u.a. Eine Chronik, ein Glossar, Literaturhinweise sowie ein Register ergänzen den Band.
- Veröffentlicht am Sonntag 28. Juli 2013 von Bückle & Böhm
- ISBN: 9783941530102
- 237 Seiten
- Genre: Gesellschaft, Politik, Sachbücher, Wirtschaft