Frieden ohne Krieg

Anmerkungen zur Friedenssituation heute

von

Das Thema Frieden schaffen wird äußerst kontrovers diskutiert. Krieg und die Anwendung militärischer Gewalt gelten immer noch als eine ultima ratio, letztes Mittel, wenn nichts anderes mehr wirkt. Der Autor möchte hier eine Lanze brechen für die Gegenbehauptung, nämlich, der Frieden ist die ultima ratio, nach der wir uns erschöpfend richten müssen. Wem das nicht möglich erscheint, dem sei das Gleichnis vom Elefanten vorgestellt:
Der alte Elefant ist mit einem Fuß und einer Kette an einen Holzpflock angekettet. Er – der Bäume ausreißen kann – wäre stark genug, den Holzpflock mitsamt der Kette herauszureißen und durchzubrennen. Warum tut er das nicht? Er wurde als neugeborenes Elefantenbaby bereits so angekettet. Da er damals diesen Pflock noch nicht ausreißen konnte, hat er mit der Zeit als schwaches Elefantenkind den Eindruck verinnerlicht, „es geht nicht“, „es gibt keinen Weg aus dieser Gefangenschaft“. (Nach: Jorge Bucay, Komm, ich erzähl dir eine Geschichte, Fft./M. 2008)
Das Gleichnis zeigt die Verhaftung unserer unreflektierten und unterbewusst verankerten jahrtausendealten Vorstellung auf, wir könnten auf Gewalt als einer ultima ratio nicht verzichten. (Herakles: Der Krieg ist der Vater aller Dinge.) Aber wie Goethe dazu formulieren würde: „Einer neuen Wahrheit ist nichts schädlicher als ein alter Irrtum.“