Schwäbisch Hall und seine Häuser – das ist eine ganz besondere Symbiose, die weit und breit Ihresgleichen sucht. Die frühere Reichsstadt besitzt einen großen historischen Hausbestand, der bis ins hohe Mittelalter zurückreicht, durchsetzt von wenigen, aber qualitätvollen Neubauten. Die Altstadt von Schwäbisch Hall hat Stadtbrände überstanden, die radikalen Erneuerungen der Gründerzeit, die wenigen Zerstörungen des Zweiten Weltkriegs und auch die Wirtschaftswunderzeit mit ihrer rücksichtslosen Neubautätigkeit. Die Stadt Schwäbisch Hall hat schon früh begonnen, sich ihrer alten Häuser als besondere Verpflichtung zu besinnen und sie zu erforschen – denn man sieht nur, was man weiß. Die große Zahl erhaltener und untersuchter Fachwerkhäuser aus allen Epochen dürfte hier für Baden-Württemberg einmalig sein. Allein aus der Zeit des Spätmittelalters haben sich – häufig unter einer jüngeren Fassade versteckt – mehr als hundert Wohnhäuser erhalten. Ganz besonders bemerkenswert sind dabei einige erhaltene Wohntürme ähnlich den Geschlechtertürmen in der Toskana. Dass in der Stadt die historischen Gebäude geschätzt werden, zeigen auch die gut hundert „Haller Haustafeln“, die an vielen Häusern in der Altstadt von Unterlimpurg bis zur Gelbinger Vorstadt hängen.
Das reich bebilderte Buch beschreibt im ersten Teil das Typische der Haller Häuser, ihr Werden anhand der Stadtgeschichte, ihre Besonderheiten im Vergleich zu anderen Städten im näheren und weiteren Umfeld und der Umgang mit ihnen heute. Der zweite Teil stellt mehrere dutzend Gebäude in der Altstadt mit ihrer bauhistorischen Entwicklung vor und erzählt von den Besitzern, sofern archivalische Quellen dazu vorhanden sind. Das zusammen ergibt ein dichtes Bild von der kulturell hochstehenden Haller Lebens- und Wohnwelt der früheren Jahrhunderte – das so verrufene „finstere Mittelalter“ hat hier kaum stattgefunden.
Eine Begehung vieler dieser interessanten Gebäude ist für den Einzelnen kaum durchführbar, obwohl gerade erst das Innere viele historische Schätze ans Tageslicht bringt wie hölzerne Bohlenstuben oder barocke Stuckdecken. Dieses Defizit will das Haller Häuserbuch beheben und versuchen, die Baugeschichte einzelner Häuser aufzuschlüsseln und ihre Qualitäten hervorzuheben. Es ist erstaunlich, wie flexibel sich die alten Bauten an die jeweiligen Wohnbedürfnisse anpassen können – auch im 21. Jahrhundert ist ein komfortables Leben in einem mittelalterlichen Fachwerkhaus mit Internet und Zentralheizung ohne Probleme möglich. Schwäbisch Hall ist mit dieser Haltung eine lebenswerte alte Stadt geblieben, die Innenstadt ist weder zu einem reinen Tourismus-Magneten verkommen noch eine nur oberflächlich „alt“ wirkende Stadt. Diesen Umstand verdankt sie zwar einer schwachen wirtschaftlichen Entwicklung im 19. und frühen 20. Jahrhundert, die damals bedauert wurde, heute uns aber ein Stadtbild beschert hat, das mit zu den Stadt-Sehenswürdigkeiten in Baden-Württemberg zählt.
Begeben Sie sich mit diesem Buch auf Entdeckungsreise durch eine Häuserwelt, die von heutigen Menschen bewahrt und geliebt wird und somit zukünftigen Generationen weiter die Geschichte der Stadt anschaulich erzählen kann. Tragen Sie mit dem Erwerb des Buches zum Verständnis und Erhalt dieses hochwertigen Kulturerbes bei.
- Veröffentlicht am Sonntag 14. September 2014 von Swiridoff
- ISBN: 9783899292732
- 544 Seiten
- Genre: Architektur, Kunst, Literatur, Sachbücher